Mein täglich Brot

Mittwoch, 26. September 2012 - von www.wildmohnfrau.at


Mein täglich Brot...

Als mir meine Heilpraktikerin vor einiger Zeit erklärte, daß ich zu viele Kohlenhydrate und zu wenig Eiweiß esse und sich dies auf meinen Blutzuckerspiegel nicht günstig auswirkt, da galt meine erste Sorge meinem „täglich Brot“.

Mir wurde bewußt, daß ein Leben ohne Brot für mich nicht vorstellbar ist. Im ersten Moment bezog ich das auf das auf den leiblichen Laib Brot auf meinem Tisch. Einige Zeit später realisierte ich, daß dieser mögliche Verzicht auf mein „täglich Brot“ viel tiefere Schichten von Ängsten in mir berührt.

Unser „täglich Brot“ sichert unser Überleben. „Altes Brot ist nicht hart, aber kein Brot, das ist hart.“ Als dieser Spruch vor vielen Jahren plötzlich bei unserem Bäcker im Dorf über der Türe hing, da haben mich diese Worte berührt und jedes Mal, wenn ich zum Brot kaufen ging, hab ich sie mir durchgelesen und spürte die Wahrheit in diesen Worten.


Und nun sollte ich aus gesundheitlichen Gründen auf mein tägliches Brot verzichten. Für mich ein Widerspruch in sich. Denn wie soll das, was doch mein „täglich Brot“ ist für meine Gesundheit nicht förderlich sein?

Doch plötzlich öffneten sich neue Türen und ich durfte erkennen, daß das tägliche Brot nicht zwangsläufig aus Kohlenhydraten bestehen muß. Doch ich und selbst eiweißreiches „low carb“ Brot backen? Nein, das bin ich nicht und Zeit hab ich dafür schon gleich gar keine…

Männern wurde und wird von der patriarchalen Gesellschaft seit Jahrhunderten die Rolle des Ernährers zugeschrieben. Männer sind dafür zuständig, für das „täglich Brot“ ihrer Familie zu sorgen. Sprich: Männer sollen möglichst viel Zeit mit Lohnarbeit außerhalb der Familie verbringen und damit in erster Linie ihren „Vater Staat“ und ihren Arbeitgeber und in letzter Zeit auch noch diverse Großbanken ernähren helfen. Doch was hat das alles mit dem täglichen Brot am Essenstisch daheim zu tun?

Als Mann für das tägliche Brot seiner Lieben zu sorgen, bedeutet nicht automatisch, möglichst viel Geld in der Fremde verdienen zu müssen, damit die Frau dann von diesem Geld Brot kaufen kann. Mann kann dieses tägliche Brot auch in Gestalt von selbstgebackenem Brot auf den Tisch bringen. Ein ganz anderer Blickwinkel auf die Rolle des Ernährers, das ist mir bewußt. Doch diese Zeit propagiert immer wieder, daß die Männer neue Vorbilder brauchen, weil das alte Rollenmodell „des Ernährers“ ausgedient hat in einer Zeit, wo viele Frauen auch Lohnarbeit verrichten und „Geld nach Hause bringen“.

Doch nicht die Rolle des Ernährers hat meiner Erfahrung nach ausgedient. Sondern die Art und Weise, wie mann diese Ernähreraufgabe konkret lebt.

Das für mich gebackene Eiweißbrot ist für mich eine ganz besondere Liebeserklärung und ich fühle mich damit von ihm nicht nur körperlich gut genährt…








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