Gegenüber dem Festspielhaus in der Salzburger Altstadt steht
auf einem Marmorbrunnen eine fast nackte Gestalt, in der rechten Hand eine
mächtige Keule, mit der linken das Stadtwappen haltend. Nur mit einem knappen
Blätterröckchen ist er bekleidet, der „Wilde Mann“. Sein Leib wäre „ganz mit
Schuppen bedeckt“, so versucht uns das „Salzburger Sagenbuch“ weiszumachen. Wer
die Frühlingszeit für einen Lokalaugenschein nützen will, der und dem werden
die „Schuppen von den Augen“ fallen, denn es ist mit freiem Auge ersichtlich,
es sind Blätter mit einer erkennbaren Mittelrippe.
Die Sage erzählt, der „Wilde Mann“ würde sich einmal im Jahr am Karfreitag beim Zwölfuhrläuten um sich selbst drehen, um daraufhin wieder zwölf lange Monate starr und unbeweglich auf seinem Platz zu verharren. „Viele wollten dieses Wunder mit eigenen Augen gesehen haben und fanden hierfür auch gläubige Ohren. Andere dagegen haben schon manchen Karfreitag um die Mittagsstunde vor dem Brunnen zugebracht, ohne daß sich der wilde Mann auch nur im Geringsten bewegt hätte.“, so Rudolf von Freisauff in seinen 1880 erschienen „Salzburger Volkssagen“.