Das neue Leben, überall tritt es nun von Tag zu Tag mehr
hervor. Die Knospen auf unserem Holunderbusch sind schon am Austreiben, die
Schneeglöckchen läuten unübersehbar den Frühling ein und auch der Bärlauch
spitzelt schon hervor hier bei uns am Haunsberg. Die Natur kommt nun,
wortwörtlich und allerorts sichtbar, wieder auf die Welt. Vor unserer Haustüre
beginnt das große Leben. Alles sprießt, keimt, bricht auf und schießt förmlich
in die Materie.
Für die Menschen des Alten Volkes brachte die verjüngte Holle, die Schönpercht in ihrer jugendlichen Gestalt, das neue Leben zurück auf die Erde, begleitet von ihrem jugendlichen Heros-Geliebten. Er erscheint im alpenländischen Faschingsbrauchtum in vielerlei Gestalt. Als „Roller“ oder „Tuxer“ in der Tiroler Fasnacht, als „Nüssler“ in der Schweiz, als „Faschingrenner“ im Bezirk Murau in der Steiermark, als „Finserl“ im Ausseerland, als „Prinz Karneval“, „Faschingsprinz“ oder auch als „Harlekin“ in der Commedia dell’arte. Die Frühlings-Heroen verkörpern die Frühlingskraft. Mit ihren Schellen wecken sie die Vegetation. Als junge, schöne, kraftvolle Männer tänzeln sie durch die Tiroler Dörfer, fangen sie mit ihren „Goaßln“ die jungen Frauen ein. Früher ging es bei den Faschingsrennern darum, welcher „den Längsten“ hat, symbolisiert in ihren spitzen, hohen Hüten. Mit ihrer „Stange“, geschmückt mit bunten Bändern, müssen sie ihre männliche Potenz beweisen, bevor ihnen Einlass gewährt wird in Hof und Haus.