Von „Hausdrachen“ und weiblichem Eigensinn

Spätestens ab dem Wechsel sollten Frauen sich die Hausdrachen-Position erarbeitet haben.“

Meist folgt Lachen, wenn ich diese Feststellung im Rahmen meiner Veranstaltungen äußere. Obwohl „der Hausdrache“ einen männlichen Artikel hat, haben wir interessanterweise sofort Frauen im Kopf, sobald diese Bezeichnung fällt.

Auch von offizieller Seite wird dies bestätigt, denn der Duden spricht bei der Bedeutungserklärung von einer „zänkischen, herrschsüchtigen Ehefrau oder Hausangestellten“ und bringt als Beispiel „die früher so nette Frau war zum Hausdrachen geworden“. Als Synonyme zum „Hausdrachen“ führt er „Alte, Ehefrau, Frau, Hexe“ an.

Wikipedia schreibt davon, dass „Hausdrache“ umgangssprachlich abwertend für eine streitsüchtige, zänkische, keifende Frau steht, die im Haus des Mannes lebt und häufig die Ehefrau, aber auch die Schwiegermutter oder die eigene Mutter sein kann. Bei den sinnverwandten Wörtern legt Wikipedia noch ein Schäufelchen nach, denn da sind Bezeichnungen wie „Biest, Furie, Giftspritze, Kratzbürste und Schreckschraube“ zu lesen. 

Ein richtiger Hausdrache sein

Frauen, die sich „als Hausdrache aufführen“, Frauen, die „ein richtiger Hausdrache sind“, die haben meist das 40igste Lebensjahr überschritten. „Hausdrachen“ werden als unzufrieden und nörgelnd beschrieben. Für all das gibt es eine hormonelle Erklärung.

Die Ärztin Heide Fischer bezeichnet in ihrem Buch „Ab 40“ das Östrogen als „Fürsorglichkeits-Hormon“, welches Frauen in die Lage versetzt, über Jahre die eigenen Interessen zugunsten von Kindern und Familie hintanzustellen. Die Wechseljahre mit dem absinkenden Östrogenspiegel setzen dieser Verausgabung ein Ende. Es ist genug mit der Fürsorglichkeit für die Anderen, jetzt sind Frauen selbst dran.

Die sinkenden Östrogene unterstützen Frauen ab 50, sich auf sich selbst zu besinnen. Frauen werden damit, im wahrsten Sinne des Wortes eigensinniger und unbequemer, wie Heide Fischer weiter ausführt. Außerdem kommen durch das Nachgeben der Östrogene bei Frauen im Wechsel die männlichen Hormone mehr zum Tragen und damit wird die Durchsetzungsfähigkeit bestärkt. 

Der schwarze Aspekt der Göttin

Die Drachin ist das Symboltier für den schwarzen Aspekt der Dreifachen Göttin der Jungsteinzeit. Sie ist die Drachinfrau, welche uns bis heute in Gestalt der hl. Margarethe mit dem Drachen im christlichen Kleide begegnet. In der Geomantie gibt es die Bezeichnung „Drachenlinien“ für die Energieströme von Mutter Erde. Sie ist die Drachin, die nun alles Leben zurück in ihre „Drachen-Höhlen“ nimmt, um es dort über den Winter zu hüten und zu verwandeln, um es im Frühling als Wiedergeburtsgöttin daraus neu wiederzugebären.

Die schwarze Kraft der Göttin, die schwarze Kraft in uns Frauen, die uns darin bestärkt, unsere Grenzen und unsere weibliche Würde wahrzunehmen, zu schützen und zu verteidigen, wurde und wird vom Patriarchat unterdrückt und zu zerstören versucht. Sie wurde vom Christentum dämonisiert und als böse und schlecht erklärt, denn wir sollen keine Frauen im Sinn für das Eigene sein, sondern gefügige Dienerinnen und angepasste Mägde des und der Herrn. 

Das Prädikat "Hausdrache"

Deshalb erachte ich das Prädikat „Hausdrache“ als erstrebenswert für Frauen, spätestens ab dem Wechsel. „Hausdrachen“ lassen sich nicht mehr viel zu viel zumuten. Sie überlassen einen Teil der Arbeit den Anderen oder lassen sie einfach liegen. Sie stellen sich die Frage, ob sie in der aktuellen Lebenssituation wirklich noch glücklich sind. Ob ihre Ehe, ihre Partnerschaft wirklich noch das ist, was sie erfüllt und was ihrem Leben förderlich ist oder ob darin von ihnen erwartet wird, in den alten Rollenmustern zu verharren. Sie überprüfen, ob das Verhältnis von Geben und Nehmen in ihrem Leben wirklich in der Waage ist.

All diese Schritte der Selbstfürsorge, welche für Frauen ab dem Wechsel immer mehr in den Lebensfokus rücken, rücken sollten, sind im Patriarchat nicht erwünscht, nicht gern gesehen und entsprechend abwertend wird darauf mit Bezeichnungen wie „Hausdrache“ reagiert, denn der „regel-lose“ Zustand in der Menopause lässt uns die patriarchalen Regeln immer mehr hinterfragen und zurückweisen. Spätestens nun sollte aus den „Mädels-Abenden“ die „Versammlung der Hausdrachen“ werden.

 

"Drachin" von Oliver Ritter, www.o-ritter.de

 

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Kommentare

  1. Hab vielen herzlichen Dank für Deine bestärkenden und inspirierenden Worte zu meinem Beitrag, liebe Ingrid.

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  2. Claudia von der Tauber25 Oktober, 2022 14:44

    Und wie gut, dass wir in einer Zeit leben, in der wir die Hausdrachin unbeschadet sein können. Früher hätte man uns kalt gestellt, sprich als Hexe diffamiert. Also nutzen wir diese Drachinkräfte !
    Danke Wildmohnin für deine Kraftworte.

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  3. Liebe Wildmohnfrau, es ist so wunderbar zu lesen wie die "alte Zeit" sich doch nicht abschütteln läßt. Die Drachen begleiten die alte Göttin und uns Frauen seit ewigen Zeiten. Ich sehe direkt vor mir, wie Du einen Drachen am Schwanz, durch die Nebel, zurück ziehst und im 21. Jahrhundert auf einem "Mädelsabend" plazierst. Weiter so! Freyja

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  4. Liebe Renate! ich habe gerade meinem Mann deinen Text vorgelesen. Auch wir haben gelacht. Auf die Frage meines Mannes, wie man den Drachen zähmen kann, hab ich ihm geantwortet: Der war gezähmt und bricht jetzt aus!!! Da hat er schon mal verdutzt geschaut. Allerdings hat er vor kurzem wieder mitbekommen, wie schlecht es mir eigentlich mit dieser Zähmung ging früher. Er lässt mir meine Entwicklung und hört mir interessiert zu, wenn ich ihm von den Auswirkungen des Patriarchats erzähle. Es gibt auch gute "Gefährten".
    Ich bin froh, die Möglichkeit zu haben, all das zu erfahren und es in meinem Leben auch einfließen zu lassen, was du uns vermittelst, worauf du uns hinstößt. Vielen Dank dafür dir und der "großen Mutter"!

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  5. Ich bin gerne Hausdrache ^^!

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