Wenn du die Welt verändern möchtest
Sonntag, 12. Februar 2017
Wenn du die Welt verändern möchtest, liebe dich selbst
Wenn du die Welt verändern möchtest, liebe dich selbst
Immer wieder
begegnet mir auf facebook ein Beitrag mit dem Titel „Wenn du die Welt verändernmöchtest, liebe einen Mann.“ Schon beim ersten Lesen spürte ich den Widerspruch
in diesem Text zu dem, wie ich diese Thematik sehe, wie ich selber es in meinem
Leben erfahren habe.
Fünfeinhalb
Jahre lang hab ich versucht, einen Mann zu lieben. Nicht nur, weil ich damit
die Welt verändern wollte. Sondern vor allem in der Hoffnung, dann, wenn ich ihn
lange und ausgiebig genug liebe, endlich auch von ihm geliebt zu werden.
Diese
Rechnung ist nicht aufgegangen. Es hat in meiner Kindheit mit meinem Vater
nicht funktioniert, es hat bei meinen Ahninnen nicht funktioniert, es wird auch
bei meinen Töchtern nicht funktionieren. Solange Frauen meinen, durch ihre Liebe
den Mann, den „Vater“ retten zu können aus seinen emotionalen
Traumatisierungen, aus seiner Gefühlslosigkeit, aus seiner
Beziehungsunfähigkeit, solange wird sich die patriarchale Welt nicht verändern.
Sehr viel
meiner Zeit, meiner Energie, meiner Kraft ist in diesen fünfeinhalb Jahren in
diesen „Rettungsversuch“ gelaufen. Ich habe immer wieder auf seine „Rückkehr
aus seiner Höhle“ gewartet, so wie es in diesem Text den Frauen als Option, die
Welt verändern zu können, verkauft wird. Glücklicherweise habe ich in dieser
Zeit nicht nur auf ihn gewartet, sondern vor allem ganz genau hingeschaut,
warum er mir diese Themen bringen sollte, er mir genau diese Muster aus meinem
eigenen Familiensystem, aus meiner Kindheit spiegeln sollte.
Meine
intensive, persönliche und berufliche Beschäftigung mit den patriarchalen
Strukturen hat mich erkennen lassen, wie sehr sich das Patriarchat genau daran
nährt und am Leben erhält, was in diesem Text „wenn du die Welt verändern willst,
liebe einen Mann“ beschrieben wird: am weiblichen Versuch, die fehlende
väterlich-männliche Liebe und Zuwendung über das hartnäckige „lieben wollen
eines Mannes“ doch noch zu bekommen.
Damit die eigene
Angst vor dem Alleinsein, die eigene Angst vor dem Verlassen werden nicht zu
groß werden zu lassen. Damit die tiefsitzende Existenzangst, als Frau, als
Mutter in der Vereinzelung der patriarchalen Welt nicht überleben zu können,
nicht zu mächtig werden zu lassen. Damit die Trauer, die Wut, die Enttäuschung,
die Verzweiflung des Mädchens in sich nicht nochmals fühlen zu müssen.
Ich kann als
Frau diese Welt nur dann wirklich verändern, wenn ich mich all diesen Ängsten
in mir wirklich stelle, das lehrt mich mein eigenes Leben immer wieder. Das
Verlassen werden durch den Vater meiner Kinder hat mich viele meiner
Existenzängste anschauen und auflösen lassen. In den neun Jahren, die seither
vergangen sind, hab ich erlebt, wie sehr Frauen über die Existenzängste in den
alten, patriarchalen Strukturen festgehalten werden. Ich hab aber auch erlebt,
wie befreiend es ist, durch diese Ängste durchzugehen und dahinter das eigene,
selbstbestimmte Leben als Frau immer mehr finden zu können.
Nun wurde
mir durch eine weitere Trennung vor einigen Monaten die Möglichkeit gegeben,
mich meiner Angst vor dem Alleine sein zu stellen. Vor dem „ohne Mann, ohne
Beziehung“ zu sein, denn die Kinder sind weiterhin um mich und auch sonst ist
mein Leben reich an Kontakten, an Begegnungen. Ganz bewusst spüre ich in mich
hinein, was es mit mir macht, am Samstagabend alleine daheim zu sein, keinen
Mann um mich zu haben, bei keinem Mann zu sein, „der mich liebt, den ich liebe.“
Denn ich
habe durch die Trennung dieses Mannes von mir, von dem ich meinte, dass er
endlich der Mann sein würde, der auch mich lieben will, etwas sehr Entscheidendes
erkannt: erst, wenn ich wirklich gut mit mir alleine sein kann – erst dann,
wenn mir ohne Mann an meiner Seite, in meinem Leben nichts mehr fehlt – erst dann,
wenn ich nicht mehr vor den Türen oder Herzen irgendwelcher Männer rumlungere –
erst dann, wenn es mir mit mir selber so richtig gut geht – erst dann bin ich
wirklich bereit für die Liebe eines Mannes.
Meinen
äußeren Raum hab ich mir schon nach der Scheidung vom Vater meiner Kinder zurückgenommen.
Ich entscheide nun ganz bewusst, mit wem ich diesen Raum meiner Wohnung teile,
wie oft, wie lange, unter welchen Bedingungen. Meinen inneren Raum nehme ich
mir nun immer mehr zurück. Denn erst dann, wenn ich mich voll und ganz selber „bewohne“,
wenn mein Herz, mein Bauch, meine Brust, meine Seele, mein Kopf voll sind mit
meiner Liebe für mich selbst, erst dann brauche ich die Liebe eines Mannes
nicht mehr, sondern kann sie als das Geschenk erleben, als das die Liebe in
unserem Leben gedacht ist.
Solange ich
als Frau Angst vor dem Alleine sein hab, werde ich immer wieder Kompromisse in
der Beziehung mit einem Mann eingehen. Wie subtil diese Angst in uns wirkt, das
hab ich in den vergangenen fünfeinhalb Jahren erlebt, das hab ich in den
vergangenen vier Monaten immer mehr erkannt. Darum hab ich mich dazu
entschlossen, meine Sichtweisen zu diesem Text „wenn du die Welt verändern
möchtest, liebe einen Mann“ zu Papier zu bringen. Denn aus diesen Zeilen
spricht für mich eine Haltung, welche Frauen die emotionale Abhängigkeit von
einem Mann als ein Zeichen von Bewusstheit zu vermitteln versucht.
Zeilen wie „sei
still…und warte geduldig auf seine Rückkehr. Sitze und singe an seiner Tür, ein
Lied der Erinnerung, dass er Ruhe und Trost findet…“ lassen in mir die Frage
aufsteigen, in welchem Jahrhundert diese Worte geschrieben wurden. Umso
betroffener macht mich die Tatsache, dass dieser Beitrag immer wieder geteilt
und weiterverbreitet wird und diese zwiespältige Botschaft an „die Frauen“ vor
allem in esoterisch-tantrischen Kreisen sehr beliebt zu sein scheint.
Übermorgen
feiert die Welt „den“ Tag der Liebe. Wie bei so Vielem verbergen sich auch
hinter dem Valentinstag alte Rituale zu Ehren der früheren Lebens- und
Liebesgöttinnen. Bald kommt das neue Leben für dieses Erdenjahr aus dem Schoß
der Erde wieder hervor. Die alten Mythen erzählen davon, dass auch der Geliebte
der Erde nach der winterlichen Reise durch die Anderswelt zu Frühlingsbeginn
wieder zu neuem Leben erwacht. Mutter Erde gebiert ihn aus den Höhlen, in denen
sie ihn über den Winter genährt hat und wieder jung werden hat lassen.
Mögen es
viele junge und doch gereifte, mutige und verantwortungsbewusste Söhne sein, welche Mutter Erde in diesem Frühling neu aus ihrem Erdenschoß gebären wird...
Wenn du die Welt verändern willst, liebe dich selbst
Wenn du die
Welt verändern möchtest, liebe dich selbst. Liebe dich aufrichtig. Wähle den
Weg der Heilung deiner Seele, deines Frauseins, deiner Ahninnen und schau mutig
auf dich selbst, deine Ängste, deine Wunden.
Nimm das
kleine Mädchen in dir an ihrer Hand und schenke ihr all die Liebe, die sie in
ihrer Kindheit nicht spüren konnte. Schenke ihr das Vertrauen, das Dasein, die
Beständigkeit jener Liebe, die sie von ihrem Vater nicht bekommen hat. Blicke
auf die schwere Last, die sie träge, erkenne und spüre ihren Schmerz gemeinsam
mit ihr und dann lasst ihn im feurigen Schoß der Erde verbrennen, sich wandeln.
Schau tief
in dein Inneres und sieh, was dort schlummert oder am Erwachen ist, spüre deine
Kraft, Deine Berührbarkeit, Dein Feuer.
Schau dir in
die Augen und sieh dort deine Mutter, deine Großmütter und Urgroßmütter. Sieh
all das Leid und all den Schmerz, sieh den Wahnsinn der patriarchalen Welt, den
sie erlebt und durchlebt haben. Die Vergewaltigungen, die „toten“,
beziehungsunfähigen Väter, Ehemänner, Söhne, Brüder, all das unsägliche Leid,
das die Kriege der Männer über die Frauen gebracht haben.
Anerkenne
ihr Leid, sehe dein eigenes Leiden in ihrem Spiegel, doch bewerte es nicht.
Erkenne, dass es Vergangenheit ist. Durchbreche den Sog des Leidens aus dem
Feld der Ahninnen durch dein eigenes Hinschauen und Erkennen. Werde dadurch für
Dich selbst zu einer sicheren Zuflucht.
Richte
deinen festen Blick auf dich selbst, auf deinen Lebensweg, auf dein Potential,
auf Deine Visionen und Träume. Breche damit all die alten Strukturen, die
Glaubenssätze, die Prägungen in dir auf und erkenne die Bürde deiner eigenen
Ahnen.
Spüre die
Wut in dir. Jene Wut der Frauen, jenen heiligen Zorn der Göttin, welcher uns
Frauen so lange nicht mehr erlaubt war in dieser patriarchalen Welt. Stampfe,
schreie, schlag deine Wut heraus aus dir, damit sie sich nicht mehr länger
gegen dich selbst richten muss. Erkenne die Ursache für all die Wut in dir
dort, wo sie tatsächlich entstanden ist: in der Unterdrückung der Frauen im
Patriarchat. Im Unsichtbar machen unserer weiblichen Seinsmacht, im Entheiligen
unserer weiblichen Sexualität, im Vereinnahmen unseres Potentials, neues Leben
aus unserem Schoß schenken zu können.
Wir wurden
unserer Kultur, unserer Spiritualität, unserer Geschichte, unserer Wurzeln beraubt.
Der heilige Gral wurde uns geraubt, patriarchale Männer sind mit Gewalt darin
eingedrungen, haben uns in Besitz genommen, damit wir ihre Söhne gebären mögen.
In deinem
Schoß, in deiner Gebärmutter sind all die alten Wunden gespeichert. In deinem
Schoß, in deiner Gebärmutter liegt auch die Essenz der Heilung all dessen. In
deinem Schoß spinnt und verwebt sich alles immer wieder aufs Neue.
Wenn du die
Welt verändern willst, werde dir all dessen, was da in dir schlummert, wirklich
bewusst. Spüre deine Angst vor deiner weiblichen Kraft. Es ist die Urangst des
Patriarchats, die du in dir trägst. Jene patriarchale Angst, welche die
Scheiterhaufen hat brennen lassen, welche Prostitution und Pornokultur
salonfähig und modern erscheinen lassen will.
Sitze mit
dir, erinnere dich an die Würde der Frauen, atme dich durch all die
Verletzungen und nimm die Verantwortung für dein Leben zu dir selber zurück.
Kein männlicher Erlöser kann dich durch seinen gewaltsamen Tod am Kreuz von
deinen angeblichen Sünden befreien. Kein Mann kann dich durch seine Liebe von
deinen Selbstzweifeln, von deinen Schuldgefühlen, von Deinen
Einsamkeitsgefühlen erlösen.
Doch er kann
dir all das spiegeln und aufzeigen, was in dir selbst auf die Erlösung durch
dich wartet. Wenn ein Mann zu dir kommt, dann sei dir dessen bewusst. Öffne
dich für dieses Potential der Heilung für dich und deine Ahninnen und Ahnen.
Erzähle ihm davon, hoffe nicht im Stillen darauf, dass er es irgendwann von
selber erkennen wird.
Wenn er sich
trotzdem zurückzieht, in seine Höhle flüchtet, weil du mit deiner Liebe in ihm
die alten Ängste vor dem Lieben berührst, dann sorge gut für dich selbst.
Sammle deine Schwestern, deine Großmütter, deine Freundinnen um dich und brecht
gemeinsam mit den alten Mustern des Ausharrens und Abwartens. Höre auf die
Schilderungen des Mädchens in dir, erzähle ihr davon, dass du nun erwachsen und
groß bist, dass es nicht mehr still sein muss, dass du nun gut für euch beide
sorgen wirst.
Vielleicht
wird er aus seiner Höhle wieder hervorkommen, vielleicht wird er zu dir
zurückkommen, vielleicht hat er in diesem Rückzug erkannt, dass er die Heilung,
die Liebe nur in sich selber finden kann. Vielleicht hat ihn Mutter Erde in einer
ihrer Höhlen aufgenommen, damit er dort den Weg in die Verantwortung für seine
Ängste, seine Wunden, seine Themen finden kann. Mute ihm diesen Weg zu und höre
auf, in dieser Zeit vor seiner Höhle zu hocken und deine Zeit damit zu
vergeuden, geduldig auf seine Rückkehr zu warten.
Lausche dem
uralten Lied der Erde, singe das Lied deiner Seele, stimme ein in den Rhythmus
deines Lebens und mache ihn groß, indem du auch ihm diesen Weg der
Eigenverantwortung zutraust, während du dich auf den Weg zu dir selber machst.
Wenn du die Welt verändern möchtest, liebe dich selbst,
liebe dich ganz. Vor allem aber höre damit auf, dich selber und andere Frauen
für den Zustand des Mannes verantwortlich zu machen. Der kleine Junge in ihm
wurde genau so wie der erwachsene Mann über die Jahrtausende des Patriarchats
zu dem gemacht, wie du ihn nun erlebst. Weise die patriarchalen
Schuldzuschreibungen zurück, dass alles Übel durch eine Frau in die Welt
gekommen sei.
Richte deine
Energie auf das Durchschauen des Patriarchats und durchbreche den patriarchalen
Kampf in dir gegen die anderen Frauen. Das Patriarchat nahm die Frauen mit List
und Tücke, mit Betrug und Verführung in einem Netz der Zerstörung gefangen. Das
Patriarchat machte aus der Welt einen Ort des Chaos und des Hasses. Es brachte
den Schrecken des Krieges in die Welt, in dem die Söhne der Erde sich nicht
mehr als Brüder, sondern als Konkurrenten und Todfeinde erleben.
Frauen und
Männer haben gemeinsam über Jahrtausende das Leben auf der Erde gehütet. Bis
die rachsüchtigen, männlichen Götter in die heiligen Schreine eingedrungen
sind, die heiligen Haine gefällt haben und das Gift der patriarchalen
Zerstörung über die Erde und die Menschen gebracht haben. Das millionenfache
Töten des Patriarchats ist bis ins Detail dokumentiert, du hast darüber schon
als Kind in der Schule gelernt, dass dies unsere einzige, wahre Geschichte sei.
Nimm dir
deine Kraft zurück, indem du dich deiner weiblichen Geschichte zuwendest. Vor
allem aber interessiere dich für die Kulturgeschichte der matriarchalen
Gesellschaften, in denen ein gutes und friedliches Leben für alle Menschen im
Zentrum steht.
Durchschaue,
wen es in Wirklichkeit nützt, wenn du andere Frauen bezichtigst, sie würden den
Männern „die Eier abschneiden“ und dadurch „uns alle töten“. Diese patriarchale
Manipulation soll verschleiern, wer tatsächlich für das Morden und Töten in der
Welt verantwortlich ist. Es sind die Männer, die dir deine Gebärmutter
herausschneiden, weil du sie nach dem Gebären nicht mehr brauchst und dir damit
ein entscheidendes Stück deiner weiblichen Essenz nehmen. Es sind die Männer,
welche dir deine Brüste abschneiden, weil sie krank geworden sind in einer
Welt, in der du immer nur den Mann, aber nie dich selber nähren solltest.
Es ist der
Gebärneid des patriarchalen Mannes, der ihn dazu antreibt, die Kontrolle über
deine Fruchtbarkeit, deine Gebärfähigkeit auszubauen. Es sind die patriarchalen
Männer, welche dich als Mörderin hinstellen wollen, wenn du dich aus welchen
Gründen auch immer nicht in der Lage siehst, einem Kind das Leben schenken zu
wollen. Dieselben Männer töten deine Kinder und dich millionenfach, wenn es
ihrem Machtzuwachs, ihrem Ruhm, ihrem Größenwahn, ihrer Profitgier dient.
Wenn ihn
seine Mutter nicht halten konnte, sie es nicht vermochte, dann sehe die wahre
Ursache dafür. Sehe ihre Traumatisierung durch die Gräuel der Kriege, durch die
emotional zerstörten Männer und Väter, die aus den Kriegen heimgekehrt sind.
Erkläre es ihm, doch höre auf damit, für ihn nun zur „wahren Mutter“ werden zu
wollen. Sei dir selbst eine gute Mutter, sei deinen Kindern eine gute Mutter
und erinnere dich und sie daran, dass auch Männer „wie gute Mütter sein sollten“.
Für sich selbst, für Frauen und Kinder, für die Erde, für unsere Gesellschaft.
Konfrontiere
ihn mit seinen Wunden. Zieh den Spiegel nicht zurück, wenn er darin seine
eigene Angst zu erkennen anfängt. Weint gemeinsam und haltet euch, wenn die Worte
fehlen. Das ist die große Anforderung, die das Leben an dich stellt. Es schickt
dir Menschen, die deine alten, emotionalen Knöpfe drücken. Die durch ihr
Verhalten die alten Wunden wieder aufreißen, die den verdrängten Schmerz wieder
aufsteigen lassen. Wenn du als Frau die Welt tatsächlich verändern willst, dann
stelle dich all dem.
Wenn du die
Welt verändern willst, liebe dich selbst, liebe dich so sehr, dass du deinen
Schutzpanzer dem Fluss des Lebens anvertrauen kannst. Sehe dich nackt, mache
dich frei von den Erwartungen daran, wie du andere Menschen zu lieben hättest.
Liebe dich genug, um deinen Körper als ein besonderes Geschenk der Erde an dich
annehmen zu lernen. Durchschaue die subtile Erwartungshaltung an dich, dass du
ihn „genug“ lieben musst, weil du nur so dich selber finden könntest. Lerne,
dich selbst wieder genug zu lieben, die Natur, die Erde, das Leben. Erkenne den
Kreislauf des Lebens von Geburt und Tod in dir selbst, Monat für Monat
vollzieht er sich in deinem Schoß durch die Kraft der Mondin in dir.
Sei mutig
genug, berührbar zu sein. Zerbreche nicht mehr an dem, was dir das Leben an
Herausforderungen schenken will. Tanze durch die tobenden Winde und die stillen
Wälder, eingebettet in das uralte Vertrauen des getragen Seins durch Mutter
Erde. Entfalte dich wie die Blüten und trinke von der Sonne, dem Regen, dem
Wind.
Fühl dich
gehalten und geschützt im großen Gewebe des Lebens. Steh auf und zeige dich in
deiner wahren Größe. Lerne aus den Erfahrungen deines Lebens. Lerne zu
unterscheiden, wo dein Vertrauen angebracht ist und wo nicht. Kein anderer
Mensch ist dazu bestimmt, dich auffangen zu müssen, wenn du erwachsen geworden
bist. Wenn du in deiner Kindheit von deinen Eltern nicht aufgefangen wurdest, wenn
sie dich tausendmal haben fallen lassen, dann folge nicht mehr länger dem
naiven Hoffen des kleinen Mädchens in dir, dass „irgendwann“ der edle Ritter,
der starke Held kommen wird, der dich auffangen und lieben wird wollen.
Verwechsle
die selbstbestimmte Hingabefähigkeit der reifen, erwachsenen Frau nicht mit dem
bedürftigen Sehnen des kleinen Mädchens. Durchschaue Botschaften wie jene, dass
du die Welt damit verändern könntest, wenn du einen Mann auf die darin
beschriebene Weise zu lieben versuchst. Du heilst damit weder dich selbst und
schon gar nicht veränderst du die Welt. Du bist nicht für die Heilung des
Mannes zuständig und er nicht für die deine. Es ist ein Geschenk, den Weg der
Heilung als Frau und Mann gemeinsam zu gehen. Doch erkenne, wenn ein solcher
Weg zu Ende ist, damit ein neuer beginnen kann.
Wenn du die
Welt verändern möchtest, liebe dich als Frau. Ermutige dich, nähre dich,
erlaube dir deine Wünsche, deine Träume, höre dein Sehnen, halte dich und heile
dich durch deine Entscheidung für dich selbst. Denn nur du selbst kannst dir
all das sein, was du meintest, im Außen, im Anderen finden zu können. Mit der
Kraft deiner Arme, mit den klaren Gedanken deines Verstandes verwirkliche deine
Ziele. Denn du kannst, wenn du es dir wirklich erlaubst, viel mehr in deinem
Leben erreichen, als du für möglich gehalten hast, solange du die Erfüllung
deiner Träume von der Liebe für einen Mann abhängig gemacht hast.
Wenn du dich
selber lieben willst, dann fange jetzt damit an. Liebe deinen Bauch, liebe
deinen Busen, liebe deinen Mund, liebe deine Augen. Liebe das neugierige
Mädchen in dir, liebe die wilde, ungestüme junge Frau in dir, liebe die Mutter
in dir. Liebe die reife Alte, zu der du werden wirst, die du vielleicht schon
geworden bist. Liebe die Furchen, die das Leben in dir hinterlassen hat und
sähe neue Samen darin. Liebe den Sturm, der das Abgestorbene wegbläst und frischen
Wind in dein Leben bringt. Liebe die Tränen, die das Wasser in uns wieder zum
Fließen bringen, damit aus diesen Samen kraftvolle, junge Triebe werden können.
Liebe das Feuer in dir, damit diese Triebe wachsen und reifen werden. Liebe die
Erde in dir, um aus ihrem fruchtbaren Schoß eine neue Welt wachsen zu lassen.
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