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Ich nehme von dir und gebe von mir

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Das letzte Stück Biskuitroulade hat heute Nachmittag, in Milch eingetunkt, die Geschmacksknospen meiner Tochter Lisa erfreut. Ich hab gestern Morgen den Rest von einem leckeren Thunfischsalat genossen und gestaunt, wie schnell Johannes die Biskuitroulade, ohne einen Hinweis von mir, in der Küche entdeckt hatte. Während meine Kinder und ich das genießen, was uns die Frauen nach dem Wintersonnwendritual dagelassen haben, wird mir plötzlich bewusst, wie wir Frauen uns durch das gemeinsame Mahl bei den Ritualen gegenseitig nähren. Jede Frau leistet ihren Beitrag, jede nach ihren persönlichen Möglichkeiten und Vorlieben. Selbst gemacht oder selbst gekauft oder vielleicht auch vom Partner für uns gebacken, wie die leckere Roulade. Neue Speisen, Genüsse, Geschmäcker kommen dadurch in unser Leben. Dankbarkeit erfüllt mich für die Gaben der Frauen. 

Die goldene Kerze brennt … oder das, worum es wirklich geht

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Grade noch hüllte sie die Welt draußen ein, die Dunkelheit dieser längsten Nacht des Jahres. Oder zumindest versuchte sie es, wo ihr dies noch möglich ist. Wo sie nicht schon von blinkenden und mit künstlichen Licht leuchtenden, sogenannten Weihnachtsdekorationen, verdrängt wurde. Wir dekorieren die Erde, sie sich uns nun in ihrer wintersonnwendlichen Erscheinung präsentieren würde, mit menschengemachtem Plunder aus Plastik und übersehen vor lauter Lichtern die wahre, natürliche Schönheit dieser einzigartigen Phase im Jahreslauf. Wir hetzen durch laute Einkaufszentren, voller Menschenmassen, um Geschenke zu kaufen für die Menschen, die uns lieb sind. Doch Zeit für sie haben wir keine mehr, wie denn auch, bei all dem Weihnachtsstress. 

Mit Fünfzig ...

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Während ich in meinen runden Geburtstag hineingeträumt habe, ist der Winter gekommen hier bei uns am Haunsberg. Dicke Flocken tanzten heute Morgen den Geburtstagsreigen mit mir. Sie erinnern mich auf eindrückliche Weise daran, dass ich eine Tochter der Wintergöttin bin. Geboren in den dunkelsten Tagen des Jahres, in deren Geborgenheit ich immer mehr eintauche, je älter ich werde. 

100 Jahre Frauenwahlrecht

Unter diesem Titel hat das katholische Bildungswerk Kufstein gestern zu einem Vortrag mit der Journalistin Sibylle Hamann geladen. Schon länger verfolge ich ihre interessanten und wichtigen Beiträge im Falter und der Emma. Das Frauenwahlrecht erscheint Frauen in der heutigen Zeit teilweise so selbstverständlich, dass sie es nicht für nötig erachten, von dieser so wichtigen Errungenschaft ihrer Vorgängerinnen auch tatsächlich Gebrauch zu machen. Als meine Tochter Lisa als Maturathema in Englisch die Suffragetten wählte, zeigte sich ihre Englischlehrerin bei den Ursulinen sehr überrascht über diese Themenwahl. Sie musste sich selber erstmals mit diesem so wichtigen Stück Frauengeschichte beschäftigen, obwohl sie an einer, damals noch reinen Mädchenschule, mit einer jahrhundertelangen Tradition in der Bildung von jungen Frauen unterrichtete. 

Magdalena

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In dieser Nacht wechseln wir von der hellen Hälfte des Jahres in jene Zeit, in der nun die Nächte wieder für ein halbes Jahr länger als die Tage sein werden. Auch vor 21 Jahren lag dieser magische Zeitpunkt in der Nacht vom 22. auf den 23. September. Damals feierte ich in dieser Nacht jedoch nicht die Herbst-Tagundnachtgleiche, sondern hielt zum ersten Mal meine Tochter Magdalena in meinen Armen. Als ich heute Morgen ihre Geburtstagskarte mit den Worten begonnen habe, dass es nun schon ihr zweiter Geburtstag ist, an dem sie nicht mehr daheim wohnt, kamen wieder die Tränen hoch. Ich teile Magdalenas Sichtweise, dass sich unsere Beziehung eindeutig gebessert hat, seit sie nicht mehr daheim wohnt und es ist genau dieses Loslassen, das mich meine Liebe für sie so intensiv fühlen lässt. Wir zwei hatten es des Öfteren nicht so ganz einfach miteinander. Meine Vorstellungen davon, was Magdalena tun und lieber lassen sollte, waren zeitweise nicht wirklich kompatibel mit ihren eigenen....

Vor 25 Jahren…

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Wäre nicht alles ganz anders gekommen, wie ich damals vor Pfarrer und hunderten Gästen versprochen habe, wäre ich heute 25 Jahre kirchlich verheiratet. Trotz des „bis der Tod euch scheidet“, sollte es 17 Jahre später der Richter am Oberndorfer Bezirksgericht sein, der unsere Ehe für aufgelöst erklärte. Zumindest jene, die wir 1992, an unserem Kennenlerntag, dem 31. Juli, geschlossen hatten. Am letzten Maitag vor zwei Jahren stand der Sarg von Hans in der Stiftskirche von Seekirchen genau an der Stelle, wo unser Pfarrer damals vom „bis der Tod euch scheidet“ gesprochen hatte. Die Entwicklung, meinen 25. Hochzeitstag als geschiedene Frau zuzubringen, die war damals für mich nicht mal denkbar gewesen. Mit dem Satz „Du machst es dir leicht, ich hab auch durchgehalten!“, hat meine Mutter vor bald genau zehn Jahren auf unsere Mitteilung reagiert, dass wir uns trennen werden. Hier in meiner Familie wird „durchgehalten“, so haben es mir meine Oma und meine Mutter vorgelebt. So wie auc...

EMMA oder "die Rückkehr des heiligen Zorns“

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Beim Frühstücken heute Morgen hab ich die neue EMMA ausgepackt. Schon beim Lesen des Editorials „Abtreibung ist ein Menschenrecht!“ von Alice Schwarzer, steigen mir die Tränen hoch und ich spüre einen Kloss im Hals. Ich bin aufgewühlt und bewegt von dem, was ich lese. Weil es die Wahrheit ist, die nackte Wahrheit, die Alice Schwarzer hier ungeschminkt zum Thema macht. Wieder einmal. Denn es geht mir meist so, wenn ich die Beiträge in der EMMA lese: ich bin dankbar dafür, dass es Frauen wie Alice Schwarzer gibt, die mit einem unglaublich langem Atem unermüdlich daran festhalten, die elementaren Menschenrechte der Frauen für uns alle einzufordern. Die immer wieder den Mut und die Kraft aufbringen, sich dem patriarchalen Irrsinn entgegen zu stellen, dessen Strukturen und Machenschaften aufzuzeigen und Frauen eine Bühne, ein Gehör, eine Ausdrucksmöglichkeit zu geben, die nicht mehr bereit sind, sich ins patriarchale Weibchen-Schema pressen zu lassen, sondern selbstständig denken und ...