Vor 25 Jahren…
Wäre nicht
alles ganz anders gekommen, wie ich damals vor Pfarrer und hunderten Gästen
versprochen habe, wäre ich heute 25 Jahre kirchlich verheiratet. Trotz des „bis
der Tod euch scheidet“, sollte es 17 Jahre später der Richter am Oberndorfer
Bezirksgericht sein, der unsere Ehe für aufgelöst erklärte. Zumindest jene, die
wir 1992, an unserem Kennenlerntag, dem 31. Juli, geschlossen hatten. Am
letzten Maitag vor zwei Jahren stand der Sarg von Hans in der Stiftskirche von
Seekirchen genau an der Stelle, wo unser Pfarrer damals vom „bis der Tod euch
scheidet“ gesprochen hatte.
Die
Entwicklung, meinen 25. Hochzeitstag als geschiedene Frau zuzubringen, die war
damals für mich nicht mal denkbar gewesen. Mit dem Satz „Du machst es dir leicht,
ich hab auch durchgehalten!“, hat meine Mutter vor bald genau zehn Jahren auf unsere
Mitteilung reagiert, dass wir uns trennen werden. Hier in meiner Familie wird „durchgehalten“,
so haben es mir meine Oma und meine Mutter vorgelebt. So wie auch schon ihre
Großmütter durchgehalten haben.
Ein leichter
Weg war es nicht, dieses Familienmuster zu durchbrechen. Doch es war mein Weg
und vor allem kann ich nun, an diesem 18. September 2018 – was für ein schönes
Datum für einen 25. Hochzeitstag es doch gewesen wäre – klar sagen, dass es
richtig war, diesen Weg einzuschlagen. So wie es auch richtig war, mit Hans
damals an einem ebenso sonnig warmen Herbstsamstag wie heute dieser Dienstag
war, meine Traumhochzeit zu feiern.
Als ich am
Tag meiner Scheidung im November 2009 am Morgen hoch oben auf der Südseite des
Haunsbergs stand, um endlich das letzte, für mich noch sehr wichtige Foto für
meine landschaftsmythologische Abschlussarbeit für meinen
Matriarchats-Studiengang zu machen, war ich durchströmt von einem bisher nicht
gekannten Gefühl der Freiheit, gepaart mit massiven Wellen von Existenzängsten
und Schichten von schlechtem Gewissen, meinen Kindern die „heile Familie“ nicht
erhalten zu haben.
Ich hätte
vermutlich eh noch ein Weilchen durchgehalten, „bis die Kinder etwas größer
sind…“. Habe immer noch versucht, um diese Ehe zu kämpfen, die doch nicht zu
retten war, wie ich nun weiß. Auch wenn ich damals sehr damit gehadert habe,
dass Hans sich lieber eine neue Partnerin gesucht hat, als gemeinsam mit mir an
unseren Themen zu arbeiten, so bin ich ihm heute dankbar dafür, dass er diesen
klaren Schlussstrich unter unsere Ehe gesetzt hat. Denn ich wäre heute nicht
jene Frau, die ich nun sein darf, wenn wir zusammen geblieben wären.
Entscheidend
war für mich auf diesem Weg die Erkenntnis, dass meine Trennung so etwas wie in
indigenen Kulturen die „schamanische Berufungskrise“ ist. Ich wäre nicht
authentisch in meiner nunmehrigen Tätigkeit, über die Freiheit und
Selbstbestimmung von Frauen in matriarchalen Kulturen zu erzählen und selber in
meiner Ehe zu bleiben und mich den konservativen Vorstellungen meines Mannes
unterzuordnen, nur um mich meinen Existenzängsten nicht stellen zu müssen.
Wie wichtig
dieses Durchbrechen des Durchhaltens der Frauen in meinem System auch für meine
Töchter war, hat mir Magdalena, meine Mittlere, am Morgen nachdem wir den
Kindern gesagt hatten, dass der Papa ausziehen wird, auf eindrückliche Weise
gezeigt. Mit ihren 11 Jahren sagte sie, auf unserer Couch sitzend, zu mir: „Mama,
es ist schon schlimm, dass der Papa auszieht. Doch ich finde es gut, dass du
dir von ihm nicht mehr sagen lässt, was du tun sollst und was nicht. Weil die
Mamas von meinen Freundinnen, die lassen sich von ihren Männer immer noch
sagen, was sie tun dürfen und was nicht – aber du lässt dir das nicht mehr
gefallen.“
„Glücklich
geschieden“, zu dieser Thematik erhielt ich im Frühling 2012 eine Anfrage der
Barbara-Karlich-Show. Nach einer kurzen Prüfung, ob ich mich selber inzwischen
auch so betiteln würde, habe ich für die Aufzeichnung im Mai in Wien zugesagt.
Sendetermin sollte im Juni sein. Doch dann kam die Info, dass die Sendung mit
meinem Beitrag erst später auf Sendung gehen wird. Mit zwiespältigen Gefühlen
hab ich den 18. September als neuen Sendetermin gelesen. Doch es sollte so
sein, dass ich genau an meinem Hochzeitstag österreichweit den Zuschauerinnen
und Zuschauern über meinen Zustand des „glücklich geschieden“ Seins erzähle.
In der Zeit
der Auflösung meiner Ehe teilte mir meine Frauenärztin plötzlich mit, dass mein
Abstrich nicht passt. Pap 3D – damals ahnte ich noch nicht, wie lange mich
diese Bezeichnung in meinem weiteren Leben begleiten und beschäftigen würde. Wie
oft ich mit meiner Frauenärztin darüber verhandeln würde müssen, dass an meinem
Muttermund nicht herumgeschnipselt wird, weil ich Wegschneiden nicht für eine
Form der Heilung erachte. Wie viel Überwindung es mich Anfangs kostete, ihr
gegenüber dazu zu stehen, dass mir mein Muttermund Themen aufzeigt und ich mir
wieder Globuli hole, nochmals eine Aufstellung mache und keine Konisation.
Nach über
einem Jahr hab ich vor ein paar Wochen beschlossen, wieder einen Abstrich machen
zu lassen. Als heute Morgen der Anruf meiner Frauenärztin mit der Mitteilung
kam, dass mein Abstrich „nun passt“, hab ich in meiner Erleichterung und meinem
mich bestärkt fühlen, zuerst gar nicht dran gedacht, was heute für ein
spezieller Tag in meinem Leben ist. Lisa, meine Große, hat mir dann bewusst gemacht,
dass mir das Geschenk des Endes dieser langwierigen Heilung genau an meinem 25.
Hochzeitstag gemacht werden sollte.
Wieder
einmal erkenne und erlebe ich, wie alles in meinem Leben einem „großen Plan“
folgt. Wie all das, was in den 25 Jahren passiert ist, zu meinem „Spiel des
Lebens“ gehört. Wie wichtige „Spiel-Kameraden“ gekommen und auch wieder
gegangen sind. Sehe die Steine, die ich angeschaut, umgedreht, durchleuchtet,
verschoben, zerkleinert und hinter mir gelassen hab. Immer wieder sind die Würfel in meinem Leben
neu gefallen. 5 0 werden sie in knapp
drei Monaten anzeigen. So wie sie heute 2 5 anzeigen. Irgendwie und irgendwie
doch auch nicht…
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