Mit Fünfzig ...
Nun ist er
endlich da, dieser ominöse, runde Geburtstag, der in den vergangenen Wochen
immer wieder Thema gewesen war. Mit diesem Gedanken und der Erkenntnis, dass es
richtig war, für diesen Tag keine Feier zu planen, bin ich heute Morgen aufgestanden.
Mein 50iger
begann mit dem Geburtstagsmail meines Vaters. Erhalten und gelesen um 05.32
Uhr. Geschrieben in St. Veit, wo er noch bis nächste Woche auf Kur ist. Ich
spürte sein Bemühen, mir seine Liebe zu zeigen, aus seinen Worten. Hinter meinen
Eltern und mir liegt ein intensives 2018, mit herausfordernden, wichtigen,
heilsamen, nötigen Prozessen. Mit den aus
mir aufsteigenden Tränen floss ein Stück der Mauer, die ich um mein Herz
gebaut hatte, um den alten Schmerz nicht mehr fühlen zu müssen, hinweg.
„Überlebt!“,
dieser Gedanke begleitete mich durch die Wochen vor meinem 50iger. Seit mir
bewusst geworden war, warum die Beziehung zwischen meiner Mutter und mir immer
schwieriger geworden ist, je mehr ich in meine Kraft und Selbstbestimmung
gegangen war. Plötzlich bekam all das Erlebte und Durchlebte einen Namen, einen
Fachbegriff: „narzisstische Persönlichkeitsstörung“.
„Narzissmus
bei nahen Angehörigen zu erkennen gehört zum Schwierigsten im Leben“, so die Worte
meiner Therapeutin, als ich sie fragte, warum ich es nicht schon früher sehen
hatte können. Der entscheidende Puzzleteil dabei war das Buch „Wenn Mütter
nicht lieben“ von Susan Forward. Es war so befreiend für mich, darin endlich
die Bestätigung zu finden, dass nicht mit mir was nicht stimmt. Mein Geschenk
zum 50iger an mich selbst.
Eigentlich
ein Grund zum Feiern. Vor allem aber zum Dankbar sein. Dafür, dass ich es
geschafft habe, diese zerstörerische Dynamik meines Familiensystems zu
durchbrechen. Den beruflichen und persönlichen Erfolgen meiner Töchter nicht
mit Neid und Konkurrenz begegnen zu müssen, wie ich es so oft erlebt hatte. Sie
nicht klein machen zu müssen, um mich selber größer fühlen zu können. Meine
Ahninnen sahen für sich keinen anderen Weg, um mit der Machtlosigkeit als Frau
und Mutter im Patriarchat umgehen zu können. Sie haben sich in die krankhafte
Form von Macht geflüchtet, die sich im Narzissmus ausdrückt.
Unsere
Seelen kommen deshalb immer wieder als Menschen hierher auf die Erde, um
Erfahrungen machen zu können, um sich weiter entwickeln zu können. In einer
Welt, in einem System, das durch seine patriarchale Struktur, durch seine
kapitalistischen Werte den Narzissmus bedingt und fördert, bin ich nun reich an
Erfahrungen mit dieser Persönlichkeitsstörung. Fein und hellhörig sind meine
Antennen geworden, was narzisstische Muster betrifft. Fünfzig Jahres meines
Lebens sollte es dauern, bis ich nun sagen kann: „Überlebt! Und erkannt!“
Es war ein
harter Weg, es war oftmals kein schöner Weg, es war ein Weg, der mich viel
Kraft, Energie und auch Geld gekostet hat. Auf dem meine Beziehungen
gescheitert sind, denn aufgrund der Resonanz aus meinem Familiensystem zog ich Männer
mit narzisstischen Mustern an. Auf dem mir der Narzissmus von Frauen gespiegelt
wurde, die für mich persönlich und beruflich wichtig waren.
Irgendetwas in mir hat mich all das durchstehen lassen, hat mich immer wieder weitersuchen lassen. Mein tiefes Sehnen nach der heilen, der heiligen, der gesunden, der liebenden Mutter hat mich die alte Göttin wiederfinden lassen. Matriarchale Kulturen haben mir eine Ahnung gegeben, wie es sein kann in einer Welt, die geprägt ist von mütterlichen Werten und weiblicher Seinsmacht.
„Es ist
wichtig, als Angehörige von psychisch kranken Menschen diese mit ihrer
Erkrankung zu konfrontieren, denn wie sonst sollen sie erkennen, dass sie krank
sind“, diese Aussage meiner Therapeutin hat mich in meinem Entschluss bestärkt,
meine Mutter mit einem Brief darüber zu informieren, was ich erkannt hatte. Es
folgten drei Wochen des Schweigens.
Wieder floss
ein Stück meiner Mauer mit meinen und ihren Tränen hinweg, als sie heute
Vormittag ihr Schweigen brach, um mir zu meinem Geburtstag zu gratulieren. Sie
hat mir bestätigt, dass es gut und richtig war, ihr so direkt zu sagen, was mit
ihr los ist. Noch nie hab ich meine Mutter so einsichtig erlebt, was die
Situation zwischen uns Beiden betrifft, wie nun an diesem Tag, an dem sie und
ich vor 50 Jahren das Projekt meines Erdenlebens gestartet haben. Mein größter
und am längsten mit mir getragener Wunsch beginnt sich zu erfüllen an diesem 12.12.,
an dem mich die Umarmung meiner Mutter hat fühlen lassen, dass es gut werden
kann.
Auch Frau
See hat sich in die Winteralte gewandelt. Schon heute Morgen hab ich ihren Ruf
an mich vernommen. Wie könnte dieser wechselhafte Geburtstag in meinem Leben
vorübergehen, ohne bei ihr gewesen zu sein, die sie mich wie eine Mutter durch
dieses intensive, fünfte Jahrzehnt meines Lebens begleitet hat.
Morgen Abend
dann, werde ich all das Alte, das Tote, das Leblose, das Durchlebte und
Verbrauchte, das ich nun so lange für mein Familiensystem mitgetragen habe, mit
der wilden Jagd ziehen lassen. Der Dreizehnte soll es sein, an dem mich Frau
Percht wieder ruft, ihren Seelenzug in den Untersberg zu begleiten. Welch ein
Geschenk, den ersten Tag meines neuen Lebensjahrzehnts auf diese Weise erleben
zu dürfen…
Von Herzen alles Gute zum Geburtstag! Danke für den ehrlichen und ermutigenden Beitrag ❤️
AntwortenLöschenDanke Dir für Deine wertschätzenden Worte zu meinem Beitrag! <3
LöschenLiebe Renate,
AntwortenLöschenmeine herzlichen Glückwünsche und danke für diese Einblicke. Die Fotos sind total schön!
Noch alles Liebe für die Raunächte
Astrid
Hab von Herzen Dank für Deine Worte, liebe Astrid.
Löschenliebe Renate du sprichst auch mir aus der Seele, du bist eine wunderschöne Frau so tolle Fotos
AntwortenLöschenHERZENSGRÜSSE und alles gute für den neuen Lebensabschnitt
Elisabeth Lang
frau
Vielen lieben Dank für Deinen Kommentar, liebe Elisabeth.
LöschenLiebe Renate,
AntwortenLöschenalles Liebe und Gute für das kommende Lebensjahr und für 2019!
Deine wunderbaren Newsletter machen mir viel Freude und sind für mich immer sehr bereichernd.
Danke dafür!
Vor ca. vier Jahren (jetzt bin ich 55) ging es mir ganz schlecht, habe ich doch dasselbe Problem wie Du: eine narzisstische Mutter. Und so kam auch ich zur lieben Göttin und irgendwann auf Deine Seite.
Zuvor war etwas Bemerkenswertes geschehen: Ich hatte von den verschiedenen Göttinnen noch gar keine große Ahnung, war nur schon lange völlig genervt von unserem patriarchalen System, da formten sich in meinem Kopf verschiedene Silben, die - erst durcheinander, dann aber ganz klar - das Wort „Mokuscha„ ergaben. Ich fragte mich, wer oder was das wohl sei und hab`s gegoogelt.
Ich war begeistert und tief berührt, dass die Göttin Mokosch zu mir kommt und mich tröstet.
Dieses Erlebnis werde ich nie vergessen und seitdem gehen die Göttin und ich Hand in Hand.
Leider wird man durch den Narzissmus stark vergiftet und es ist schwer, das wieder aus sich herauszubekommen und Klarheit zu gewinnen – aber die Göttin hilft...
Weitergebracht hat mich auch maßgeblich die Seite „Töchter narzisstischer Mütter“ (narzissmus.org) und hier unter anderem die Beiträge im Gästebuch.
Vielleicht ist das ja auch etwas für Dich?
Einen schönen Jahreswechsel wünsche ich und ein glückliches und befreites 2019!
Herzliche Grüße
Ulrike
Liebe Ulrike,
LöschenDeine Worte berühren mich, hab von Herzen dank dafür!
Die Wege der Göttin sind immer wieder besonders und auch einzigartig, wie sie uns Frauen wieder auf die alten Pfade führt, wenn sie die Zeit dafür gekommen sieht. Schön zu wissen, dass es auf diesen Pfaden auch einen Wegweiser zur Wildmohnfrau gibt...
Danke für den Hinweis auf die Internetseite und dass Du mich die Kommentare hier auf meinem Blog wiederfinden hast lassen. ;-)
Hab eine inspirierende Februarzeit und einen Herzensgruß vom wieder tiefwinterlichen Haunsberg,
Renate
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