20*B+C+M*21
In der Kindheit meiner Eltern gab es hier bei uns am Haunsberg noch keine zentral gesteuerte „Sternsinger-Aktion“ im Dienste und auf Rechnung der Kirche. Die Kinder und Jugendlichen zogen damals am 6. Jänner als „Heilige drei Könige“ von Haus zu Haus, weil „es so der Brauch war“. Aus allen Ortschaften hier am Haunsberg waren die Kinder unterwegs. Teilweise standen schon ein, zwei andere Gruppen vor den Haustüren, wenn sie dort ankommen, so die Erinnerung meiner Mutter. Mein Vater ist sich sicher, dass sie nur Lieder gesungen und keine Sprücherl aufgesagt haben. Bekommen haben sie dafür ein paar Kekse und manchmal sogar einen Schilling. Auch dieser alte Brauch wurde, wie so viele andere, inzwischen kirchlich vereinnahmt.
Lange bevor
sich meine Eltern als Kinder in den 50iger und 60iger Jahren am 6. Jänner auf
den Weg in die Nachbarortschaften machten, gingen an diesem Tag drei Frauen
durch die Orte und Täler. Eine in weiß gekleidet, die zweite in rot und schwarz
die Erscheinung der Dritten. Die Menschen des Alten Volkes hier im Alpenraum nannten
sie Salige oder Wildfrauen. Priesterinnen waren sie, im Dienste der Göttin, die
damals aber noch nicht so genannt wurde. Als Frau Percht oder Frau Holle war
sie den Menschen vertraut.
Diese drei Frauen
brachten den Menschen die freudige Kunde, dass es das wiedergeborene Sonnenkind
gut durch die Zeit der Rauhnächte geschafft hat und nun wieder mit jedem Tag
mehr und mehr an Kraft zunehmen wird. Die Menschen des Alten Volkes freuten
sich sehr über das Erscheinen der drei Frauen, die mit dem wiedergeborenen
Licht von Haus zu Haus zogen und ihnen den Segen der Göttin brachten. Bald würde
also wieder das Keimen und Wachsen aus dem Bauch der Erde beginnen.
Doch auch
die Göttin selbst zeigte sich am Ende der zwölf Mutternächte den Menschen in
ihrer dreifachen Gestalt. Nun schloss sie die Tore der Anderswelt wieder und
ein weiteres ihrer magischen Erdenjahre hatte sich vollendet. Nur an ihrem
großen alten Festtag, dem 6. Jänner erschien sie ihren Menschenkindern als die
Dreifache. „Epiphanias“, der „Tag der Erscheinung“ wird dieser Tag deshalb bis
heute genannt. „Befana“, die italienische Göttin-Schwester von Frau Percht, welche
ihre Menschenkinder traditionellerweise am 6. Jänner beschenkt, kündet bis
heute von der ursprünglichen Bedeutung. Und wieder hat die Kirche auch diesen
besonderen Tag im Jahr der Göttin vereinnahmt und umgedeutet. Von der „Erscheinung
des Herrn“ ist da nun die Rede und drei Männer als Sterndeuter sollen an diesem
Tag dem neugeborenen Jesuskind erschienen sein.
Da Jesus aber nicht an Weihnachten geboren wurde, sondern mit dieser Legende nur versucht wurde, die alten Wintersonnwendfeste in christliche Bahnen zu lenken, können ihn zwei Wochen später auch keine drei Männer im Stall zu Bethlehem mit ihren Geschenken beehrt haben. Beschenkt hat die Menschen seit Anbeginn allen Seins, Jahr von Jahr, Mutter Erde. Mit allem, was sie zu einem guten Leben auf ihr brauchten. Tatkräftig unterstützt wurde sie dabei durch die Jahrmillionen hindurch von ihrer kosmischen Mutter, welche auch all ihre Planetengeschwister geboren hat.
C+M+B schreiben die Sternsinger über die Haustüren. Mit ihren drei Namen Caspar, Melchior und Balthasar wird dieses Segenszeichen heutzutage im Brauchtum erklärt. Von „Christus mansionem benedicat“ (=Christus segne dieses Haus“) sprechen die Kirchenmänner. „Ein weißer, ein roter und ein schwarzer König soll es gewesen sein“, so die Überlegungen der die kirchlichen Legenden schreibenden Mönche. „Hoffentlich lassen sich damit die Drei Bethen endlich doch noch aus den Köpfen und Herzen der Menschen vertreiben!“, so ihr gar nicht frommer Wunsch dahinter, nachdem ihr Versuch, den Dreifrauenkult mit den Heiligen Drei Madln in christliche Bahnen zu lenken, immer noch zu sehr an die alte Dreifache Göttin erinnerte.
„Beth“
bezeichnet die Göttin. In den Vorsilben Bor-Beth, Wil-Beth und Am-Beth, die sich
bis heute in zahlreichen Varianten als die Namen der drei Bethen erhalten haben
und die im Zuge der Christianisierung mit einem St. oder Hl. versehen wurden,
drücken sich bestimmte Aspekte der Göttin aus. Am-Beth ist die schwarze „Erdmutter“.
Sie wurde mit der Hl. Anna christlich überformt. In Wil-Beth lebt die rote,
fruchtbare Mondgöttin weiter und in Bor-Beth begegnet uns die weiße, strahlend-helle
Sonnengöttin.
„Barbara
mit dem Turm, Katharina mit dem Radl, Margarethe mit dem Wurm, das sind die
drei heiligen Madl.“ In Barbara zeigt sich die weiße Frühlings- und Himmelsgöttin,
deren Turm hinaufreicht bis zur Sonne. In Katharina lebt die rote Lebens- und
Liebesgöttin weiter, deren heiliges Lebensblut das neue Leben schenkt,
eingebunden in die Zyklen der Mondin. Mit Margarethe begegnet uns die schwarze
Herbst- und Wintergöttin mit dem Erddrachen als ihr Symboltier.
Vor ein
paar Tagen hat mir Frau Percht eine Botschaft zukommen lassen. Ich soll den
Frauen sagen, dass sie die Kreide heuer selbst in die Hand nehmen sollen, so
ihre klare Ansage. Da ich in den Jahren, seit Frau Percht in mein Leben
getreten ist, gelernt habe, ihre Aufträge auch zu befolgend, sitze ich nun schon
seit einer Weile hier und schreibe an diesem Beitrag. Falls sich manche von
euch von fragen sollten, wie Frau Percht mir ihre Botschaft zukommen hat
lassen? Auch sie bedient sich inzwischen der modernen Kommunikationsmittel und auch
sie hat sich ein Netzwerk an Frauen aufgebaut, an das sie ihre Aufträge zur Weiterbearbeitung
verteilt.
Wie das in
der konkreten Umsetzung dann aussieht mit den Arbeitsaufträgen der Percht, auch
das will ich euch noch verraten. Da ruft mich Anna-Maria aus dem Pinzgau an, damit
ich ihr die Zuordnung der drei Hl. Madln nochmals erkläre, nachdem ich davon
beim Wintersonnwend-Ritual erzählt hatte, denn sie spürt das Bedürfnis, den
Frauen in ihrem Umfeld zu erklären, dass sie wegen dem Segenszeichen für ihre
Häuser und Wohnungen nicht auf das Erscheinen der Sternsinger warten müssen. Ich
möge diesen Hinweis doch auch an die Frauen weitergeben, so ihre Anmerkung gegen
Ende unseres Telefonats.
Und solltet ihr euch nun noch fragen, wieso ich den Segensspruch der Sternsinger etwas abgewandelt habe: Das Erdenjahr beginnt mit B-arbara als Nachfolgerin der weißen Frühlingsgöttin. Auf sie folgt C-atharina als die rote Sommergöttin und das Jahr vollendet sich mit M-argarethe als Herbst- und Wintergöttin. Dazwischen das gleichschenkelige Lebenskreuz als altes Symbol der vier Elemente, aus denen die Göttin Jahr für Jahr alles Leben entstehen lässt.
„Vom Spinnen des Lebensfadens“ - Online-Ritual am 6. Jänner, dem „Großen Perchtentag“: https://www.wildmohnfrau.at/vom-spinnen-des-lebensfaden-ritual-zum-grossen-Perchtentag
Möchtest du mehr erfahren über die Ursprünge und Hintergründe der alpenländischen Bräuche: www.wildmohnfrau.at/braeuche
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DANKE!
hallo,
AntwortenLöschenich bin jetzt doch sehr erstaunt, dass du die buchstaben der 3 kirchl. märtyrerinnen auf deinen türstock schreibst. ich habe die anf.buchstaben der bethen da stehen + dazw. die 8 speichen des jahresrades.
die christl. märthy.sind genauso christl. legenden wie weihnachten etc..
Liebe Hannerose,
Löschendanke für Deinen Kommentar. Ich habe mich bewusst für diese Version entschieden, weil es hier im Salzburger Raum keine Bethen-Tradition gibt. Wir haben hier keine überlieferten Bethen-Namen, sondern hier sind dahingehend die Bezeichnungen der Drei Madeln vertraut, auch wenn ihre Namen aus dem christlichen Kontext stammen.
Mit dem Bethen-Kult die Frauen, die katholisch sozialisiert wurden, gleich von Anfang an zu erreichen ist schwieriger, so meine Erfahrung. Deshalb versuche ich einen Mittelweg zu finden, der sich für mich selbst stimmig anfühlt, aber eben auch für die Frauen und Männer, die ich damit ansprechen möchte, als Schritt heraus aus der kirchlichen Prägung gut zu gehen ist.
Herzliche Grüße,
Renate