Wildmohnfrau-Rauhnächte - „ohne Plan“
Der Kopf meint schon seit Tagen, so ein Rauhnachts-Blog, der gehört gleich am Ende dieser besagten Zeit veröffentlicht. Der Impuls dazu ist jedoch erst heute gekommen. Vertraut ist er mir, dieser Dialog zwischen Kopf und Bauch, sehr vertraut. Als ich angefangen habe, mich mit dem Thema „Rauhnächte“ näher zu befassen, da war auch diese Zeit eine willkommene Spielwiese für meinen Kopf. Ein Rauhnachts-Tagebuch sollte geschrieben werden. Rückschau halten auf die zwölf Monate des vergangenen Jahres an jedem der zwölf Rauhnachtsabende wäre wichtig. Dazu jeden Tag, begleitet durch das Räuchern der passenden Kräuter, die Wünsche für die zwölf Monate des neuen Jahres korrekt ins Universum schicken. Zurück blieb das Gefühl des Scheiterns, des versagt Habens, weil mir die Umsetzung dieses durchgeplanten Rauhnachtsprogramms einfach nicht gelinge wollte. Gefällt wurde dieses Urteil von meinem Kopf. Mein Bauch wartete geduldig ab.
Freudig gluckst mein Bauch bei der Erinnerung an die nun vergangenen Rauhnächte. Wunderbar planlos sollte ich sie durchleben. Je planloser, desto intensiver, so meine Erkenntnis auch nach dieser Rauhnachts-Zeit. Mein Kopf redet immer noch mit. Versucht seine durchdachten und überlegten Konzepte zu platzieren. Immer seltener schafft er es, die Stimme aus meinem Bauch zu übertönen, seit ich ihr immer mehr Gehör schenke. Einige Szenen und Episoden aus meiner planlosen Rauhnachtszeit möchte ich Euch nun erzählen, denn vielleicht hilft euch meine Planlosigkeit dabei, ein eventuell noch vorhandenes, schlechtes Gewissen endgültig zu begraben, solltet ihr den Rauhnachtsworkshop heuer wieder nicht fertiggebracht haben und das Rauhnachtstagebuch immer noch unerledigt herumliegen.
Mein Jahresglas steht nun herum
…der erste Tag dieses 2021 ist angebrochen. Auf facebook schreibt eine Freundin, dass 2020 doch kein so schlechtes Jahr war, wie sie gedacht hatte. Diese Erkenntnis brachten ihr die bunten Zettelchen in ihrem Jahresglas mit all den kleinen Sachen, die ihr 2020 Freude bereitet hatten. So ein Jahresglas mache ich heuer auch, so mein spontaner Gedanke. Mein Kopf meint, ob das wieder einer jener Neujahrsvorsätze werden wird, die nach ein paar Tagen oder Wochen doch dem Alltagstrubel anheimfallen. Außerdem meint er noch anmerken zu müssen, ob ich da nun tatsächlich ein ganzes Jahr lang irgendwo dieses Glas herumstehen haben will.
Der Platz für das Glas hat sich gemeldet. Bis soeben stand dort auf diesem Tischchen noch der Adventskranz. Mit Dank, dass er seine Aufgabe in den vergangenen Wochen erfüllt hat, mit Freude darüber, dass ich ihn in dieser Schönheit selbst binden durfte und mit der Hoffnung, in diesem Jahr seinen Nachfolger wieder selbst gestalten zu dürfen, habe ich ihn an seinen nächsten Aufenthaltsort am Balkon gebracht. Dort wartet er nun auf den Transport nach unten in den Garten zum Feuerholz. In welchem Ritual er in diesem Jahr wohl den Weg ins Feuer finden wird?
Ein Band braucht es, mein Jahresglas. Ein Band in weiß-rot-schwarz. Der Kopf meint, dass dieser Neujahrstag doch nur ein künstliches Datum ist und ich wissen müsste, dass sich die Göttin erst am 6. Jänner in ihrem dreifachen Aspekt zeigt. Der Impuls zum Verflechten der drei Bänder ist jedoch heute Morgen gekommen.
Der Kopf meint, es sollte als Jahresglas eines von den großen Einmachgläsern sein, in denen ich meine Räucherkräuter aufbewahre. Beim Blick in meine Gläsersammel-Schachtel spricht mich ein Glas an, das ich vor einigen Jahren auf einem Flohmarkt gekauft habe. Als ich dem Glas das geflochtene Band umgelegt, es für das erste Foto auf den Tisch gestellt habe, wird mir bewusst, dass das Glas achteckig ist. Acht Felder formen das Glas. Acht Wandlungsphasen bilden den Jahreskreis. Das ist die Magie der Rauhnächte. Die sich dann entfaltet, wenn wir nichts erreichen wollen, wenn wir keine Pläne haben, wie es zu sein hätte.
Staunen, als ich die Dreifache plötzlich auf meinem Räucherteller entdecke. Die Rosenknospen und die beiden Steine liegen schon seit Langem dort, doch mir war noch nie die doch so vertraute Farbkombination dabei aufgefallen. Die Wintersonne scheint auf die Willendorferin, ich mache Fotos. Als ich sie mir am großen PC-Bildschirm anschaue, sehe ich das Haar. Der Kopf meint, dass ich die Fotos neu machen muss, denn das geht ja gar nicht mit dem Haar im Bild. Doch vielleicht ist es kein „Haar in der Suppe“, sondern ein Haar, das die Spinnerin dort für mich hinterlassen hat?
Der Kopf überlegt schon seit dem Wintersonnwend-Ritual, wohin ich den Schöpfungsbrei bringen soll, welcher in der alten Teigschüssel meiner Oma auf meinem Balkon ruht. Am letzten Tag dieses besonderen 2020 erreicht mich die unmissverständliche Aufforderung von Frau Percht, was mit diesem geschehen soll. Meine Tochter Lisa begleitet mich mit ihrer Kamera in den Seehamer „Teufelsgraben“. Kurz flammt auch in diesen Rauhnächten nochmals das Thema auf, das uns schon seit einigen Jahren begleitet. Es hatte am Beginn dieses 2020 endlich danach ausgesehen, dass ich meiner Tochter für ihre fachliche und praktische Unterstützung, für all die Zeit, die sie mit mir beim methodischen Planen meiner Lehrgänge, beim Filmen und Produzieren meiner Videos verbringt, endlich einen finanziellen Ausgleich bezahlen kann. Dann kam Corona.
Ich rühre meinen Wunsch in den Schöpfungsbrei, meine Tochter in diesem Jahr endlich für ihre Unterstützung bezahlen zu können. Gemeinsam staunen wir, wie dieses Thema Jahr für Jahr in den Rauhnächten hochkommt. Sich wieder in Erinnerung rufen will und sich dafür die passende Situation erschafft. Dafür braucht es keinen Rauhnachts-Workshop und die Anleitung, wie damit umzugehen, findet sich auch in keinem Rauhnachts-Tagebuch.
Die Hollerin schenkt mir ihr Ohr
„Du wolltest doch gleich noch einen Blog drüber schreiben!“, so mein Kopf. Auch von „vergebener Chance“, spricht er am Tag darauf, nachdem ich es nicht geschafft habe, noch am Tag meines Erlebnisses einen Beitrag über meine rauhnächtliche „Judasohren-Erfahrung“ zu schreiben. Als ich dem Impuls gefolgt bin und trotz der dringlichen Warnung meines Kopfes, dass ich für so Unwichtiges mitten in den Vorbereitungen für meine erste online Rauhnachtsveranstaltung doch nun wirklich keine Zeit hätte, auf den Haunsberg gefahren bin.
Noch nie zuvor habe ich die Essenz der Rauhnächte so sehr gespürt wie in diesem Moment, als ich mich von Hollerstaude zu Hollerstaude bewegte, mir Frau Holle tatsächlich „ihr Ohr schenkte“ und ich realisierte, dass dies eine Prüfung für mich gewesen war. Dafür, ob ich auch ihr mein Ohr schenke, ob ich auf das höre, was sie mir zuraunt in den Rauhnächten. Oder ob doch wieder die Anweisungen des Kopfes mehr Gehör finden würden, dass ich mich auf meine Vorbereitungen zu konzentrieren hätte. Die „Holunder-Ohren“ nähren mich seither jeden Morgen beim Frühstück. Der Online-Vortrag über das Salzburger Perchtenbrauchtum ist zeitgerecht fertig geworden. Und über meine besondere Rauhnachtserfahrung schreibe ich nun.
Nach meinem ersten Online-Vortrag über Frau Percht und das rauhnächtliche Brauchtum in meiner Salzburger Heimat, bedankte sich eine Teilnehmerin für meine kritische Sichtweise auf „Rauhnachts-Anleitungen & Co“. Mein Kopf meinte, dass ich darüber so schnell wie möglich einen Blog-Beitrag schreiben müsse. Um darin zu erklären und zu erläutern, wieso ich die Gefahr sehe, dass solche, von anderen sich überlegten und verbreiteten Angebote zum „Erleben der Rauhnächte“ uns von dem tatsächlichen, vom tiefen Eintauchen in die Essenz der Rauhnächte abhalten können. Nun sitze ich hier an meinem PC und erzähle euch von meinen Räuhnächten. Wie ich versucht habe mit dem zu gehen, zu sein, wie Frau Percht diese Zeit für mich geplant hatte, was sie sich in dieser Zeit von mir wünschte.
Begonnen habe ich diesen Blog am Neujahrstag. Kaum hatte ich damals einen Absatz fertig geschrieben, tauchte schon der nächste Gedanke auf und ich hörte Frau Percht in mir, wie sie sagte, davon müsse ich auch noch erzählen. Mein Kopf meinte nach dem ersten Aufstehen im neuen Jahr, dass ich doch viel zu müde wäre, um einen „gscheiten Blog“ zusammen zu bringen. Mit einem Beitrag, bei dem ich nachdenken muss, was ich wie schreibe, hätte ich tatsächlich meine Mühe gehabt, denn obwohl mein Kopf für die Silvesternacht fest beschlossen hatte, früh schlafen zu gehen, hat mich die Silvesterausgabe von „Wir sind Kaiser“ dann doch mit viel Lachen bis Mitternacht wach bleiben lassen.
Vielleicht hätte ich ja auch nur auf meinen Kopf hören sollen, der am Silvesterabend meinte, dass ich das mit dem Kräuterlikör doch lieber lassen soll, denn ich will doch fit und ohne Kopfschmerzen ins neue Jahr starten. Frau Percht freute sich, als ich mit diesem magischen Gebräu mit ihr auf das neue Jahr angestoßen habe.
Orakeln sollte ich schon auch in dieser Silvesternacht, so mein Kopf. Die Frage, ob das hier noch die Schatten vom alten Jahr sind oder ob ich daraus schon die Hinweise fürs neue Jahr herauslesen kann, diese Frage konnte er mir dann jedoch nicht beantworten.
Auch mein Kopf muss immer mehr erkennen, dass für das Schreiben dessen, was sich zeigt und ergibt, mein müder, mich etwas zwischen den Welten fühlender Zustand an diesem Neujahrstag grade richtig ist. Die Energie zum Schreiben ist da. Ich kann mich fast nicht einbremsen. Es schreibt durch mich. Ich muss nicht lange nachdenken, was ich wie schreibe, es fließt aus mir. Ich fühle mich genährt an diesem ersten Tag des neuen Jahres, obwohl ich nach zwei Stunden auf den Beinen erst um neun Uhr Zeit zum Frühstücken gefunden habe. Das gehen können mit dem, was grade ist, nährt mich. Anders, innerlich, wirklich.
Mein Kopf meint, dass ich diesen Blog-Beitrag aber nun schon gleich fertig schreiben sollte an diesem Neujahrstag, weil wer weiß, ob er sonst nicht wieder das Schicksal von so einigen anderen Beiträgen erleidet, die halbfertig in meinem Blog-Archiv schlummern. Das Einsetzen intensiven Gähnens zeigte mir, dass es nun Zeit war für ein vormittägliches Neujahrs-Nickerchen auf meiner Couch.
Zwölf Tage lang sollte ich den Gedanken an die Fertigstellung dieses Beitrags mit mir herumtragen. Täglich hat mein Kopf diesen Punkt auf meiner To-do-Liste angeführt. Irgendeine Erklärung braucht er, wieso ich ihn heute nun tatsächlich fertig stellen kann. Vielleicht liegt es an der Mondin, die Morgen früh als Neumond ihre Bahn am Himmel ziehen wird. Mein Kopf ist damit zufrieden. Mein Bauch gluckst wissend.
Meine Rauhnachts-Veranstaltung: "Auf den Spuren von Frau Percht"
Mein "Schöpfungsbrei"-Blog: "Unsere Schöpfung in die Welt bringen"
Dazu auch einige Impressionen auf youtube: "Zu den Quellen weiblicher Kraft"
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Die mit der Spirale tanzende Frau vom Jahresglas: Mutter-Erde-Schmuck von Brigitte Lutz
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