Unsere Liebe Frau
„Unsere Lieben Frauen“ finden
wir viele in unserer katholisch geprägten Heimat. Wohin wir uns auch wenden,
von Maria Bühel über Laufen bis nach Großgmain, von Arnsdorf über Anthering bis
nach Köstendorf, von der Salzburger Franziskanerkirche, der Kirche am Halleiner
Dürrnberg bis zum Liebfrauen-Dom in München - allerorts wird Maria unter
der Bezeichnung „Unsere Liebe Frau“ verehrt. Manchmal trägt sie dabei noch eine
Ortsangabe wie „Unsere Liebe Frau zu Mülln“ oder eine Aufgabe, für die sie an
diesem Platz besonders angerufen wird, wie „Zu Unserer Lieben Frau Geburt“ in
Maria Kirchental im Pinzgauer Saalachtal. Doch warum ist das so?
Die Menschen früher verehrten
die Erde als ihre Muttergöttin, als ihre Ahnfrau. An Plätzen und Orten, wo die
Erde ihren Segen in Form von Quellen verschenkte, wo sie die Menschen als
heiliger Baum oder in einer weiblichen Erscheinung der Landschaft wie einer
Höhle oder Grotte verehrten, entstanden natürliche Kultplätze. Die Frauen
gingen zur Quelle, wie dem „Kindsbündl“ im Kobernaußerwald, um in einem Ritual
die Seele eines Kindes zu empfangen. Über Jahrtausende waren die Menschen
eingebettet in die spirituelle Welt ihrer Erdgöttin, deren Mythologie für sie
konkret, verständlich und täglich erlebbar war.
Willendorferin im Herbstkleid |
Im Zuge der Christianisierung
ging all das auf Maria über. Den alten, heimischen Göttinnen Holle und Percht
wurde ein christliches Mäntelchen übergezogen, aus ihrer jahreszeitlichen
Symbolik wurde das Kirchenjahr und all das, was ins christliche,
sittsam-keusche Weltbild nicht hineinpasste, lebte im Brauchtum mehr oder
weniger offenkundig und lustvoll weiter. Auf die alten Kultplätze kamen
Kapellen und diesen folgten dann die Wallfahrtskirchen.
Kirche St. Pankraz, Schlößl - Nußdorf am Haunsberg |
Die sogenannte Volksfrömmigkeit
blühte auf, denn die Menschen waren nicht bereit, sich von den Kirchenmännern
die Verehrung der Erde und des Weiblichen als ihre Große Göttin verbieten und
wegnehmen zu lassen. Sie ist es, die Jahr für Jahr im Frühling das neue Leben
hervorbringt, die es über den Sommer wachsen und reifen lässt, um das Leben
dann im Herbst wieder zurück in ihren Erdenschoss zu nehmen, es dort über den
Winter zu hüten und zu nähren, damit es im nächsten Frühling von Neuem zu uns
auf die Erde zurückkehren kann um uns Nahrung zu sein.
Die weiße Frühlingsgöttin des
neuerwachenden Lebens, die rote Lebens- und Liebesgöttin des Sommers und die
schwarze Herbst- und Wintergöttin der Transformation, des Todes und der
Wiedergeburt begegnen uns bis heute in den hl. drei Madln Barbara, Katharina
und Margarethe. Barbara mit dem Turm, der „ans Licht“, in den Himmel führt, ist
die Weiße. Katharina mit dem achtspeichigen Lebensrad ist die Rote, die den
Jahreszyklus mit ihrer Fruchtbarkeit und Liebe in Schwung hält. Und Margarethe
mit dem Drachen ist die Schwarze. Sie versteht es, die Drachenenergien der Erde
zu leiten und lenken, sie zu bändigen und wieder ins Fließen zu bringen.
Drei Bethen in der Nikolauskirche von Klerant, Südtirol |
Die Saligen und Wildfrauen,
von denen uns die heimischen Sagen erzählen, sie waren die Priesterinnen und Heilerinnen,
die Schamaninnen und Hebammen im Dienste der Erde. Im Zuge der
Christianisierung wurden sie als Hexen und Truden dämonisiert und verfolgt.
Doch ihre alten Kultorte, die sind geblieben, sichtbar und spürbar. So wie die
„Frauengruam“ in der Nähe des Geolehrpfads in Schlößl, am Westhang des
Haunsberges. Da, wo von Weitem sichtbar die Kirche St. Pankraz bis hinaus in
den bayrischen Rupertiwinkel grüßt.
Von dort, aus dem an der
Salzach gelegenen Tittmoning, kommt Josef Irgmaier mitsamt dreistimmigen
Frauenchor, Klavier und Cornelia Beck an der Violine am Freitag, dem 6. Oktober
2017 um 19 Uhr anlässlich des 3jährigen Frauentreff Oichtental-Geburtstages mit
seinem Kammeroratorium „Unsere Liebe Frau“ nach St. Pankraz. „Unsere Liebe
Frau“ ist eine Liebeserklärung an die Frau, an ihr vielfältiges wie göttliches
Wesen, eine Betrachtung und ein Gebet. Die Texte in Bairisch und Deutsch
basieren auf dem Hohen Lied der Liebe aus dem Alten Testament und der Sagenwelt
des süddeutschen Sprachraums.
Generalprobe am 3. Oktober 2017 in St. Pankraz
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