Von der keltischen Brigid zur christlichen Maria

Die spätgotische Wallfahrtskirche St. Brigida in Breying bei Henndorf ist der einzige Sakralbau in Österreich, welcher der irischen Nationalheiligen Brigida geweiht ist. Auf dem barocken Hochaltarbild ist die Kirchenpatronin als Äbtissin bei der Heilung eines Blinden dargestellt. Die Schautafel vor der Kirche berichtet davon, dass „in den irischen Kindergärten und Schulen an ihrem Namenstag am 1. Februar Brigida-Kreuze geflochten werden, die in Zusammenhang mit dem nahenden Frühlingsbeginn stehen“. Auch darüber, wie Brigida von Irland nach Salzburg gekommen sein könnte, erfahren wir hier Näheres. Ein Eintrag zu „s. Brigide“ unter den dort vorhandenen Reliquien im Verbrüderungsbuch von St. Peter, das der hl. Virgil in seinem Todesjahr 784 anlegen hat lassen, würde den Schluss nahelegen, dass Virgil selbst die Reliquien nach Salzburg gebracht hätte. 

Frühere Kultplätze und alte Bräuche laden uns ein zu einer Begegnung mit den spirituellen Traditionen unserer Vorfahren.

Der Name der irisch-keltischen Frühlingsgöttin geht auf das Englische bright für hell, leuchtend zurück. Ähnlich wie in Preying im bayerischen Wald tritt uns auch im Henndorfer Weiler Breying die in dieser Region verehrte Göttin namentlich entgegen. Die Silbe „Brey“ kommt von „Breg/Brig“ und ist eine Kurzform des Namens „Brigid“. Sie ist die Lichtbringerin in der Winterzeit und wurde als weiße Himmelsgöttin in einem weißen Kleid mit lichtblauem Mantel dargestellt. Auch wenn ihre Gestalt und Attribute an zahlreichen Orten auf die christliche Maria übertragen wurden, war die Verehrung der Brigid in matriarchal-jungsteinzeitlichen, keltischen und germanischen Kultorten in ganz Europa über die Jahrhunderte so tief verwurzelt, dass sie als „St. Brigida“ auch namentlich „getauft“ werden musste.

Die Lichtgöttin auf „kleiner Flamme“

Dem christlichen Mariä Lichtmess am 2. Februar liegt der alte Festtag zu Ehren der himmlischen Lichtgöttin Brigida zugrunde. Hierzulande flechten die Kinder an diesem Tag keine alten Sonnensymbole mehr, sondern lernen im Religionsunterricht, dass sich Maria nach den Vorschriften des Alten Testaments vierzig Tage nach der Geburt von Jesus im Tempel einem Reinigungsritual unterziehen musste, weil Frauen nach einer Geburt als „unrein“ galten. Zu Lichtmess, nun wo die Tage bereits wieder eine Stunde länger sind, wurde der Jahresbedarf an Kerzen geweiht. In diesen Kerzen brennt die alte Lichtgöttin auf „kleiner Flamme“ weiter. Im bäuerlichen Jahr wechselten zu Lichtmess, dem alten Frühlingsbeginn, die Mägde und Knechte ihre Dienststellen und sie erhielten ihren Jahreslohn.

Am Abhang unterhalb der Brigida-Kirche in Henndorf tritt eine Quelle hervor, deren „wundertätiges Augenwasserl“ im Kirchberg seinen Ursprung hatte, so informiert die Schautafel. Nach dem Salzburger Historiker Heinz Dopsch „könnte hier ein älterer heidnischer Kult durch den Bau einer Kirche in eine christliche Verehrungsstätte „umgewandelt“ worden sein.“ Das Auge ist ein Symbol für geistige Erkenntnis. Brigid wurde als die Bringerin der Inspiration, des geistigen Lichtes verehrt. Deshalb wird ihre christliche Nachfolgerin als „Helferin bei Augenleiden“ angerufen. So wie Brigid den „Blinden“ auf dem Altarbild in Breying wieder sehend machte, verschenkt sie ihre Inspirationsfunken auch an all jene, die bereit sind, ihr wieder zu lauschen. 

Augenbründlquelle bei St. Brigida

Dieser Beitrag erscheint in der Februar-Ausgabe des Magazins #Salzachbrücke. 

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