Wenn Steine von der Liebe erzählen…


Ein Herzstein, klein, ungewöhnlich in Farbe und Struktur, so gar kein typischer Salzachkiesel. „Was machst du denn hier…“, ist mein erster Gedanke, als ich ihn liegen sehe. Er liegt da und ist doch so ganz anders als die große Masse an Steinen hier auf der Sandbank von Laufen. 
 
Ein Herzstein, groß, in schlichtem grau-weiß, dick und schwer fühlt er sich an, als ich ihn in meinen Händen halte. „Wieso soll ich nun innerhalb von ein paar Minuten gleich zwei Herzsteine finden…“, das frage ich ihn. „Weil wir dir etwas über die Liebe in deinem Leben erzählen wollen, heute an diesem Pfingstmontag“, höre ich seine Antwort in mir. 

Der kleine Herzstein liegt wie ein Handschmeichler in meiner Hand. Es gibt nicht den geringsten Zweifel, dass ich ihn mitnehmen soll zu mir nach Hause. In der Tasche meiner Weste ist er fast nicht zu spüren und doch bewegt mich sein zu mir wollen, sein nun bei mir sein, ganz tief. 


Mein Kopf will auch den großen Herzstein mit nach Hause nehmen. Will ihn dorthin auf die Fensterbank am Balkon legen, wo schon andere Herzsteine liegen. Schwer zieht er die andere Tasche meiner Weste runter, während ich einige zögerliche Schritte Richtung Auto gehe. Mein Bauch, mein Herz wissen, dass es nicht darum geht, Steinherzen daheim zu sammeln. Ich drehe um und gehe zurück zur Salzach. 


 
Der 21. Mai sollte zu einem sehr speziellen Gedenktag für meine Familie werden. Vor zwei Jahren ist Hans, der Vater unserer drei Kinder, an einem genau so schönen Maientag wie heuer, seine letzte Bergtour auf den Staufen gegangen. Damals war ich mit Otto hier an der Salzach gewesen, noch nicht ahnend, was gerade hoch am Staufen geschehen sollte und dass ich zwei Jahre später alleine hier sitzen würde. 


Der große, schwere Herzstein, er erzählt mir vom Loslassen, vom Zurücklassen, vom Dalassen. Einen Platz nahe am Wasser wünscht er sich von mir. Dort, wo ihn die Flussfrau mit sich nehmen wird, wenn die Zeit dafür gekommen ist. So wie ihre Schwester, die Bergfrau, Hans zu sich geholt hat, als sie die Zeit für ihn als gekommen erachtet hat. 


Der kleine Herzstein hat heute Nacht bei mir geschlafen. Eine Weile wollte er in meiner Hand liegen, dann zog es ihn unter mein Kopfkissen. Nun schaut er mir zu, wie ich hier sitze und von ihm und seinem Bruder erzähle, der vielleicht schon mit der Flussfrau zu reisen begonnen hat. 




Er passt zu mir, dieser kleine Herzstein, das ist offenkundig. Etwas zerfurcht vom Leben, rotbraun und schwarz zeigt er sich mir, mit ein paar hellen, weißen Linien darin. Die eine Seite flach und glatt geschliffen, die andere Seite rund und weich, hügelig. Ich lasse mich überraschen von alledem, was er mir über die Liebe erzählen wird… 




Kommentare

  1. schöne Bilder und wow, ich komm an ein Gefühl von "Zuhause (in mir?) angekommen zu sein", Frieden ... wenn ich das lese - es erreicht eine Sehnsucht, wonach ich lange suchte ... - schön wie du schreibst!

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