Räuchern - Atem der Erde

Das Räuchern ist seit Jahrtausenden ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Lebens. Unsere Vorfahrinnen und Vorfahren räucherten am offenen Feuer, um damit ihre Botschaften, ihre Gebete und ihren Dank „nach oben“ zu schicken. Das Entzünden von Räucherwerk gehört zu den ältesten rituellen Praktiken der Menschheit und Räucherzeremonien waren in allen Kulturen weltweit gegenwärtig.

Nachdem das Räucherwissen in unserem Kulturkreis im vergangenen Jahrhundert plötzlich versiegt war, beginnt diese Quelle seit einigen Jahren wieder verstärkt zu rauchen und zu duften. Das Räuchern hat sich zu einem modernen Trend entwickelt und eine Vielzahl von Räuchergefäßen erleichtert den Umgang mit Räucherwerk und Feuerquelle.

Es ist die Feuerkraft, welche beim Räuchern zur Transformation verwendet wird. Ob nun Räuchern auf der Kohle, mit einem feinmaschigen Räuchersieb und einer Kerze oder dem direkten Verglimmen von Kräutern wie Beifuß oder Salbei in einer Muschelschale: immer löst das Feuer den „Geist“, die Wirkung der Pflanze von der Materie, dem Pflanzenkörper.

Pflanzen können auf verschiedenen, gleichwertigen Ebenen wirken. Die wissenschaftliche Ebene beschäftigt sich mit den Inhaltsstoffen und deren Heilwirkungen. Die volksheilkundliche Ebene betrachtet die gesamte Pflanze als Heilpflanze und befaßt sich vor allem mit dem überlieferten Pflanzenheilwissen. Auf der mythologischen Ebene werden die Pflanzenkräfte in Geschichten weitergegeben und der Zugang zu den Wesen der Pflanzen erfolgt über die Gefühlswelt. 

Weihrauchstraße und heimischer "Weihrauch"

Räucherwerk war über viele Jahrtausende ein begehrtes Handelsgut. Die „Weihrauchstraße“ kündet bis heute aus jener Zeit, als vermögende Königshäuser unglaubliche Reichtümer für diese duftenden Schätze der Erde ausgegeben haben. Die einfachen Menschen konnten sich früher nicht die teuren orientalischen Harze wie Weihrauch oder Myrrhe leisten, welche für uns beim Räuchern heute schon zur alltäglichen Routine gehören, sowohl in der Kirche als auch beim Räuchern in den eigenen vier Wänden.

Das getrocknete, goldene Fichtenharz wurde deshalb als heimischer „Weihrauch“ verräuchert, so wie auch all die anderen Pflanzen, die vor unserer Haustüre und in unserer näheren Umgebung wachsen, genau die Heilwirkungen und Schwingungen in sich tragen, welche für uns hier wichtig sind. Heimische Kräuter wirken für die hier ansässigen Menschen teilweise viel besser als teure, exotische Kräuter und Harze aus aller Welt.

Redewendungen wie „da herrscht dicke Luft“ künden bis heute vom Wissen der früheren Menschen, daß sich negative Energien in den Räumen oder auch in unserem persönlichen Energiefeld festsetzen können. Damals nannte man diese negativen Energien „Krankheitsdämonen“. Diese Verunreinigungen können mit der Kraft des Rauches aufgelöst und entstört werden. 

Wetterpflanzen, zwischenmenschliche Gewitter und Räuchern im Jahreskreis

Das Räuchern mit den Wetterpflanzen Johanniskraut, Beifuß, Königskerze, Eisenkraut, Schafgarbe oder Arnika gegen Unwetter war ein wichtiger Bestandteil des so genannten Wettersegens. Diese Pflanzen schaffen Abhilfe bei hohen Spannungen. Deshalb zeigt diese Art der Räucherung auch bei „zwischenmenschlichen Gewittern“ ihre positive Wirkung. 

Das Räuchern im Jahreskreis war den Menschen zu allen Zeiten ganz besonders wichtig. Unsere vorchristlichen Vorfahrinnen und Vorfahren feierten acht große Feste im Jahr, welche bei der Christianisierung übernommen und mit christlichen Inhalten versehen wurden. Mit einer Räuchermischung für die Ahninnen und Ahnen die Kraft der eigenen Wurzeln wiederfinden, sich in den dunkelsten Tagen des Jahres mit Sonnenpflanzen wie Alant oder Johanniskraut auf die Wiedergeburt des Sonnenlichts einstimmen, in den Raunächten durch den Rauch der Orakelpflanzen in die Zukunft schauen, zum „Hohen Perchttag“ mit weihenden Pflanzen durch das Haus gehen, an Lichtmess die Kerzen durch den Rauch schutzmagisch weihen und zu Ostern Haus und Hof mit reinigendem Rauch ausräuchern, so können diese besonderen Zeiten im Laufe eines Jahres mit der Kraft der Pflanzen begleitet und unterstützt werden. 

Die heimische Pflanzenwelt

Auf den Almen fühlen sich die Menschen bis heute den Kräften der Natur und den Energien der Elemente näher als in den Dörfern und Städten im Tal. Lange Zeit gab es auf der Alm „koa Sünd“, die Sennerinnen lebten in der Verbundenheit mit Erde und Himmel und pflegten die alten Rituale, welche untrennbar mit der Welt des Räucherns verbunden waren.

Die heimische Pflanzenwelt der Almen birgt einen besonders wertvollen Schatz an wirksamen und heilkräftigen Kräutern und Blüten. Eine Räucherung mit Arnika bringt sowohl das Wetter als auch uns selbst wieder ins Lot, sie stärkt das Durchhaltevermögen, aktiviert die Lebensenergie, lindert Ängste und Verzweiflung. Arnika gehört in jede Schutzräucherung und zählt zu den Sonnwendkräutern.

Die Verbindung mit unseren Wurzeln stärkt eine Blutwurz-Räucherung. Ihr Rauch kann auch eine Hilfe zur Abgrenzung sein für Menschen, die sich leicht vereinnahmen lassen. Die Räucherung der Enzianwurzel steht für die Verarbeitung von Trauer, sie löst die Tränen und umhüllt mit schützender Lichtenergie. Die Alpenrose ist eine bedeutsame Quelle von Sonnenkraft und kann starke Nervosität lindern.

Möge mein Beitrag über das Räuchern dabei mithelfen, daß dieser alte Brauch „drobn auf da Alm und drunten im Tal“ von immer mehr Menschen wieder neu belebt wird. 


Dieser Beitrag zum Thema "Räuchern" ist auch im Salzburger Bauernkalender, Ausgabe 2014 erschienen. Auf meiner Wildmohnfrau-Website kann dieser im Original nachgelesen werden: Zu den bisher von mir veröffentlichten Beiträgen

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Zu meinen Räucherabenden, die ich vor Ort hier bei mir in Nußdorf am Haunsberg / Salzburger Land oder auch online über Zoom anbiete: Räucherabende "Von Rauch und Brauch"

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