Risiko Pille – „sie verhütet und er kommt“


Am gestrigen Abend habe ich mir die Zeit genommen, um den Film „Was wir wussten – Risiko Pille“ in der ARD-Mediathek anzuschauen. Dieser Film beruht auf wahren Schicksalen vieler junger Frauen weltweit und bringt die Skrupellosigkeit der Pharmakonzerne, mit der sie die Gesundheit und das Leben vor allem von sehr jungen Frauen aufs Spiel setzen: ARD-Mediathek: "Was wir wussten - Risiko Pille" - bis 7.12. verfügbar

Die Pillen der sogenannten „dritten und vierten“ Generation werden als „besonders gut verträglich“ angepriesen und neben der Verhütungswirkung wird auch mit dem Effekt, dass diese Pillen die jungen Frauen „schöner“ machen sollen, weil sie gegen Akne wirken, gezielt eingesetzt – dass diese Pillen das Thrombose-Risiko stark erhöhen und seit ihrer Markteinführung die Fälle von Lungenembolien und Schlaganfällen bei jungen Frauen signifikant angestiegen sind, wird von den Pharmakonzernen und auch von Frauenärzten und Gynäkologinnen als „Einzelfälle“ abgetan. 

Die Zeitschrift EMMA hat über die massiven gesundheitlichen Folgen dieser Pillen schon vor einigen Jahren einen aufschlussreichen Artikel veröffentlicht und diesen nun, angesichts der Ausstrahlung des Films, aktualisiert: EMMA - Artikel "Starkes ARD-Drama zum Risiko Pille"

Film und Artikel haben in mir eine tiefe Betroffenheit und auch eine gesunde Wut ausgelöst. Ich kann heute Morgen nicht zur Tagesordnung übergehen und meine Steuererklärung machen, während so viele junge Frauen rund um mich nichts von diesen Risiken der neuen Pillen wissen. Mir wird bewusst, dass es meine Pflicht als reife Frau ist, die jungen Frauen darüber zu informieren, so gut mir das möglich ist. Das ist konkret gelebte Frauensolidarität für mich. Deshalb dieser Blogbeitrag in der Hoffnung, dass ich damit viele Mütter und Großmütter, Tanten und Cousinen, Freundinnen und Nachbarinnen, Lehrerinnen und Therapeutinnen erreichen werde und Ihr alle auch diesen Aufruf zur gelebten Frauensolidarität vernehmen und verspüren werdet und Euch selbst informiert über die Risiken und Folgen dieser Pillen, um diese Informationen dann an die jungen Frauen in Eurem Umfeld weiter zu geben.

Das setzt voraus, dass wir uns selbst der patriarchalen Gehirnwäsche bewusstwerden, mit der uns Frauen seit Jahrhunderten vermittelt wird, dass wir „dem Mann sexuell zur Verfügung zu stehen hätten“. Lange Zeit hat das für uns Frauen bedeutet, jedes Jahr ein Kind gebären zu müssen, welches angeblich „Gott uns schenken wollte“ – doch es war das Patriarchat, welches diese vielen Kindern als Arbeitskräfte und Kanonenfutter brauchte. Mit Einführung der Pille wurde das Risiko der ungewollten Schwangerschaften für Frauen zwar geringer, doch seither sollen Frauen in sexueller Hinsicht „jederzeit bereit für ihn sein“, so vermittelt es uns die patriarchale Gesellschaft in mehr oder weniger eindeutigen Bildern und Botschaften in den Medien und der Werbung.  Und wir haben seinen Schönheitsidealen an uns inzwischen auch im Intimbereich zu entsprechen, was die jährlich steigenden Intim-OPs zeigen, bei denen Frauen „freiwillig“ ihre Venuslippen verstümmeln lassen, um nicht mehr wie erwachsene, reife Frauen, sondern wieder wie „kleine Mädchen“ auszusehen, die „Papi doch endlich lieb haben möge“.

Darauf zielt auch die Werbeschiene der „modernen“ Pillen für die sehr jungen Frauen ab: sie macht sie „schöner“, damit „sie endlich einen Freund finden, der mit ihnen ins Bett will“ – weniger Akne, mehr Busen – alles, damit „er sie doch lieben möge können“.

Seit Jahrtausenden werden wir Frauen der patriarchalen Gehirnwäsche unterzogen, dass es vor allem „für ihn passen muss“. Unser gesamtes Frauenleben wird davon bestimmt, mal mehr, mal weniger bewusst. Frauen geben nach, damit der „häusliche Frieden“ nicht gefährdet ist. Frauen verzichten auf ihre eigenen Bedürfnisse, verdrängen diese so lange, bis sie sich dieser selbst nicht mehr bewusst sind, um seine offen oder subtil vermittelten Vorstellungen an sie erfüllen zu können. Sind sie dazu nicht mehr bereit, droht ihnen Gewalt und Tod, wie die steigende Anzahl an Frauenmorden durch ihre Partner und Ehemänner zeigen.

Nach wie vor gibt es keine hormonell wirkenden Verhütungsmittel für Männer. Männern könnten die Nebenwirkungen nicht zugemutet werden. Männer sind nicht bereit, für eine sichere Verhütung jene Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen, welche auf uns Frauen seit Jahrzehnten lasten. Männer sind 365 Tage im Jahr fruchtbar, Frauen hingegen nur 3 bis 4 Tage pro Monat. Trotzdem sind es großteils die Frauen, welche auf ihre körperliche und seelische Gesundheit verzichten und all die Risiken und Nebenwirkungen tragen, um „sicher verhüten zu können". Viele Frauen schlafen mit ihren Männern, wenn er das Bedürfnis danach verspürt, auch wenn sie lieber nur kuscheln und Nähe und Zärtlichkeit leben möchten anstatt Sex.

Provokant mag meine Überschrift „sie verhütet und er kommt“ auf manche von Euch wirken. Doch wenn Ihr ganz ehrlich zu Euch selbst seid, sein könnt, dann trifft dieser Satz weit mehr ins Schwarze, als sich viele Frauen eingestehen wollen. Warum wohl spielen so viele Frauen ihrem Partner einen Orgasmus vor? Um sein männliches Ego nicht zu kränken, um ihm nicht bewusst machen zu müssen, dass sie das, was er da an sexueller Zuwendung zu erbringen bereit ist, nicht zum Orgasmus bringt, um sich selbst mit dieser Thematik nicht beschäftigen, sich mit ihren eigenen, sexuellen Wünschen nicht auseinander setzen zu müssen, denn die Gefahr, dass sie diese dann doch nicht erfüllt bekommt, ist groß. Nicht nur einmal haben mir Frauen geschildert, dass er mit Erektionsproblemen auf ihre sexuelle Selbstfindung reagiert. Wenn es nicht mehr so läuft, wie er es gewohnt ist, wie er es gelernt hat, wie er meint, dass es zu sein hätte, dann „steht er ihm nicht mehr“ und dann dreht sich wiederum alles um ihn.

Dieses Bild, dass der Mann in sexueller Hinsicht bestimmt, wo es lang geht, transportieren die Pornos in die Köpfe der jungen Generation. Die sexuellen Praktiken, die Mädchen meinen, erfüllen zu müssen, werden „härter“, wie Studien zeigen - von anal bis zu Anleitungen im Internet, wie Mädchen ihm einen „großartigen Blowjob“ verpassen können. Sie orientieren sich am Außen, am Mann. An dem, was ihnen die patriarchale Gesellschaft an Bildern vorgibt, wie eine sexuell aktive und für den Mann attraktive Frau zu sein hätte – was davon wirklich ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen entspricht oder auch nicht, das entdecken sie, wenn überhaupt, meist erst Jahrzehnte später.

Damit wir reifen Frauen dies alles unseren Töchtern und Enkelinnen vermitteln können, müssen wir diese patriarchal-männlichen Prägungen zuerst in uns selbst realisieren und benennen. Das ist ein schmerzhafter Prozess, das ist ein Angst auslösender Prozess, denn vielleicht müssen wir dabei erkennen, dass unsere Ehe, unsere Beziehung nur noch deshalb besteht, weil wir bisher auf die Erfüllung unserer wirklichen Bedürfnisse und Wünsche verzichtet haben.

Gelebte Frauensolidarität muss deshalb bei uns selbst beginnen. Nur wenn ich mit mir selbst, meinen Wünschen, meinen Bedürfnissen solidarisch bin, dann kann ich diese Solidarität auch auf andere Frauen ausdehnen. Immer wieder erlebe ich Frauen, die sich von anderen Frauen Solidarität wünschen und diese doch sich selbst gegenüber nicht leben, sondern sich weiterhin an dem orientieren, was ihnen „der Mann“, das Patriarchat vorgibt, wie sie zu sein hätten.

Mir kommt dazu eine Situation mit meiner Tochter Magdalena in den Sinn, sie war damals 11 Jahre alt. Am Abend zuvor hatte sie erfahren, dass ihr Vater ausziehen wird, wir uns trennen werden. Am Morgen saß Magdalena auf unserer Couch und sagte zu mir: „Mama, es ist schon schlimm, dass der Papa auszieht. Doch ich bin so froh eine Mama zu haben, die sich von ihrem Mann nicht mehr vorschreiben lässt, wie sie zu leben hat, wie sich das die Mamas meiner Freundinnen immer noch gefallen lassen.“

Ich war baff und auch tief berührt davon, wie meine 11jährige Tochter die Situation durchschaut und analysiert hatte. Mir wurde damals schlagartig bewusst, dass ich diesen Schritt nicht nur für mich mache, sondern damit auch meinen Kindern ein wichtiges Vorbild mit auf ihren eigenen Lebensweg gebe. 11 Jahre sind seither vergangen. Meine beiden Töchter sind zu jungen Frauen geworden, beide leben inzwischen in glücklichen, gleichwertigen Beziehungen, denn sie müssen das, was ich an alten, patriarchalen Mustern durch- und aufgebrochen habe, in ihrem Frauenleben nicht mehr wiederholen und auch mein Sohn wächst mit einem ganz anderen, weiblichen Vorbild heran, als das bei seinem Vater oder Großvätern der Fall war.

Deshalb sind die Vorbilder, welche wir reifen Frauen den jungen Frauen geben, so wichtig. Deshalb ist das Entscheidende nicht das, was wir sagen, sondern das, wie wir selbst leben. Deshalb möchte ich Euch zum Abschluss nun auch noch schildern, wie das Thema Verhütung in unserer Familie gehandhabt wird: meine Mutter hat viele Jahre mit einer normalen Kupferspirale verhütet. Für mich war, als nach der Trennung das Thema Verhütung für mich wieder aktuell wurde, bald klar, dass ich ebenfalls mit der Kupferspirale verhüten werde. Meine damalige Frauenärztin hat mich darin auch bestärkt und mir gesagt, dass es damit wenig Komplikationen gibt und die möglichen Infektionen gut mit Homöopathie und Kräutern zu behandeln wären.

Obwohl es immer wieder heißt, dass die Kupferspirale erst für Frauen zu verwenden wäre, die ein Kind geboren haben, verhüten meine beiden Töchter ebenfalls mit einer Kupferspirale. Die Gebärmutter muss dafür groß genug sein, was bei sehr jungen Frauen noch nicht der Fall sein kann. Doch dann kann diese Verhütungsmethode, die frei von Hormonen ist, auch von jungen Frauen angewendet werden, die noch kein Kind geboren haben, so unsere persönliche Erfahrung, die glücklicherweise auch von unserer Frauenärztin geteilt wird.

Die Pille, egal welcher Generation, versetzt uns Frauen in einen künstlichen Schwangerschaftszustand. Jede Frau, die schon einmal schwanger war, wird wissen, dass wir als Frauen in diesen „besonderen Umständen“ emotional-seelisch ganz anders ticken als sonst. Frauen, die schwanger sind, brauchen Schutz, suchen Schutz. Wir sind in diesem Zustand in erster Linie nicht auf uns selbst ausgerichtet, sondern auf das Kind, das in uns wächst. Schwangerschaft bedeutet also, sich als Frau auf das Wohlergehen eines anderen Menschen auszurichten und nicht vordergründig auf das eigene und sich dabei nach dem Schutz „durch den Mann und die Gemeinschaft“ zu sehnen.

Fällt Euch etwas auf? Werden Euch die Zusammenhänge bewusst, weshalb das patriarchale System so erpicht darauf ist, dass wir Frauen möglichst früh und möglichst flächendeckend mit Hormonen gefüttert werden, die uns oftmals über Jahrzehnte unseres Lebens im Zustand der „Schwangerschaft“ festhalten – weil wir damit gefügig gehalten werden, weil damit die Gefahr für das Patriarchat gering gehalten wird, dass wir in unsere natürliche, naturgegebene, weibliche Selbstbestimmung und Kraft gehen könnten. 

Es ist keine leichte Aufgabe, all das Mädchen und jungen Frauen zu vermitteln, dessen bin ich mir bewusst. Doch vielleicht kann Euch das, was ich hier nun beschrieben habe, dabei eine Hilfe sein, indem Ihr ihnen meinen Beitrag und vor allem auch den EMMA-Artikel zum Lesen gebt und ihnen die ARD-Sendung zeigt, denn manchmal hören unsere Töchter und Enkelinnen mehr auf das, was andere zu sagen haben. Wenn auch nur eine junge Frau aufgrund dessen die Einnahme der „modernen“ Pillen infrage stellt und damit vor gesundheitlichen Schäden bewahrt werden kann, so ist dies all unser Engagement wert. 





Ergänzend dazu der Beitrag "Die Pille - ein Seiltanz zwischen Verhütung und Tod" von ichfrau-iodonna, in welchem aus meinem Beitrag zitiert wird – danke dafür!

Kommentare

  1. Hallo, ich finde deinen Blog sehr sehr gut. Dieses Thema sollte viel mehr angesprochen werden. Die Aufklärung in diesem Bereich gehört eindeutig verbessert.

    Ich habe gerade einen gemeinnützigen Verein gegründet unter dem Namen Helping Humans. Wir wollen die Gesundheitsförderung vor allem bei sozial schwachen Menschen in Österreich verbessern und für mehr Aufklärung sorgen auch fernab von der Pharmaindustrie. Die Menschen müssen einfach wieder mehr Bewusstsein für Ihren Körper entwickeln. Wir Menschen haben so viele Kräfte in uns.

    Ich würde mich sehr über eine eventuelle Partnerschaft oder Mitgliedschaft mit dir freuen.

    Schau dir doch mal unsere Website an. www.helping-humans.com

    Würde mich freuen von dir zu hören.
    Liebe Grüße
    Elena Fagerer

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  2. Danke danke DANKE für diesen wundervollen mutigen Text!

    Möge er sich weit verbreiten, viel gelesen und auch viel besprochen werden...!!!!!

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  3. Wow, danke für deine Klarheit und Kraft und die Erinnerung uns selbst wichtiger zu nehmen, damit vielleicht endlich Männer und Frauen eine neue Art der BEZIEHUNG und der Sexualität erfahren können ❤️

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  4. Den Titel finde ich keineswegs "provokant". Eine Freundin von mir hat vor vielen Jahren einmal einen Satz gesagt, den ich nicht besser sagen könnte: "Von Verlangen kann keine Rede sein", und gemeint war, dass wir keine Lust auf Sex haben, wenn wir die Pille nehmen. Damals waren wir in den 20ern. Wir haben unser Leben lang selten die Pille genommen, sie und ich. Ich hatte immer Nebenwirkungen, keine Lust auf Sex, und ein ungutes Gefühl ein Medikament einzunehmen, das dermaßen in die natürlichen Abläufe in meinem Körper eingreift, uns aber gleichzeitig als total "natürliche" Verhütungsmethode vorgegaukelt wird. Wie sollte ein solches Medikament keine Nebenwirkungen haben?
    Den Standpunkt einer anderen Freundin kann ich heute aber auch verstehen: Sie wollte um keinen Preis der Welt ungewollt schwanger werden, und wieder eine andere fand, sie kann nur 100% sicher sein, wenn sie selbst das Thema Verhütung in die Hand nimmt.
    Ich respektiere deren Einstellungen, war da aber selbst immer sehr kritisch, weil es sich um ein Verkaufsprodukt handelt, das ich mit Verordnung vom Arzt in der Apotheke kaufen musste. Dass finanzielle Interessen im Vordergrund stehen, und teilweise gefährliche Nebenwirkungen billigend in Kauf genommen werden und wurden, war mir immer sonnenklar.
    Für mich kam hormonelle Verhütung nicht in Frage. Mit Anfang 20 hab ich vielleicht ein-zwei Jahre die Pille genommen und gemerkt, dass es für mich nicht geht.
    Ich bin mit 29 Mutter von Zwillingen geworden und habe mich sechs Jahre später sterilisieren lassen. Meine Familienplanung war abgeschlossen, und ich bin froh über diese Entscheidung. Andere schlucken Jahr ein, Jahr aus Hormone. Auch jetzt in den Wechseljahren kommt für mich eine "Hormonersatztherapie" nicht in Frage. Danke für deinen Beitrag. Es tut gut zu wissen, dass es andere kritisch denkende Frauen gibt!

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  5. Die provokante Überschrift hat mich motiviert diesen Text zu lesen.

    Sehr schöne Anregung über dieses Thema nachzudenken und ich stimme meinen Vorredner zu 100% zu.

    Einzig die Heilsbringende Botschaft über die Spirale kann ich nicht mitgehen. Der Trägerin muss bewusst sein, das eine Befruchtung stattfindet und sich dieses Ei nicht in der Gebärmutter einnisten kann. Nicht alle Frauen können es benutzen z.B. wenn die Gebärmutter nach hinten geknickt ist. Danke.

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  6. Vielen Dank für den Artikel und die Aufklärung! Werde ich unbedingt weitergeben!!! Ich habe den Emma-Artikel und den Film noch nicht gesehen, aber gerade erst von meinem Homöopathen genau erklärt bekommen, wie die Pille die Mädchen schön, dafür dumm macht.... Und verhüten kann man super mit der natürlichen Empfängnisregelung nach Rötzer (kein Fremdkörper in mir, keine Medikamente....)!

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