Novembertage


Ganz bewußt erlebe ich in diesem Jahr die Zeit der Ahninnen und Ahnen. Tauche ein in die besondere Schwingung, die diesen Nebeltagen innewohnt. Nehme mir die Zeit, hinzulauschen, was mir meine Ahninnen und Ahnen für meinen Weg mitgeben wollen. Lade sie zu mir ein und besuche sie in ihrer Anderswelt. Wandere zwischen den Welten.

Begegne der Tödin und vertraue ihr das an, was nun sterben darf in meinem Leben. Freue mich über die vielen Spuren, die sie hier in meiner Heimat bis heute hinterlassen hat. Besuche sie in ihrer Gestalt als „Weiße Frau“ an ihren heiligen Salzburger Plätzen.

Lese über „Schwester Tod“ und knüpfe an die uralten Vorstellungen an, in denen Gebären und Sterben untrennbar zusammen gehörten. Fährfrauen kreuzen meine Wege. Ich lasse mich fallen in den ewigen Zyklus von Werden, Sein und Vergehen…


 
Violett erscheint die Erde in dieser Zeit in den offenen Äckern im nebelverhüllten Novemberlicht. 



In Grau und sanften Pastelltönen breitet Frau Holle in diesen Tagen ihren schützenden Mantel über alle Wesen. 



In ihrem Schoß verwandelt sie das Leben.




Verwandlung geschieht und zeigt sich uns noch einmal von seiner schönen Seite.



 
 In pures Gold getaucht leuchten die Haare der Erde.




...und sie trägt Blumen in ihrem Haar, denn an den Tod zu denken heißt, auch ans Leben zu denken. 



Mitten im Sterben der Natur erscheinen nochmals die Farben des Lebens: orange, rot und ocker und schenken uns die Gewissheit, daß der Tod kein Ende ist.



Das neue Leben knospt schon wieder in dieser Zeit des großen Sterbens.



Nornen spinnen tanzend das neue Leben.



Nebel tauchen die Welt in einen sanften Schleier des Vergessens.



Aphrodite's Augenbraue trägt ihr Perlenglitzerkleid. 



Schmetterlinge gibt es auch im November. Wir müssen nur lernen, sie in ihrer verwandelten Gestalt zu erkennen.



Der Weltenbaum träumt sich in den Novemberhimmel.



Spinnenfrau spinnt die feinen Lebensgewebe.



Die Tore der Anderswelt öffnen sich und die Lebenden und die Toten begegnen sich.



Allerorts zeigt sich die Totenmutter in ihren tausend Gestalten. 



Frau Percht, du Leuchtende, Strahlende, Glänzende…auch wenn wir nun durch jene Zeit gehen, in der du als Totenmutter durch die Lande ziehst, so zeigst sich uns dein leuchtendes Gesicht doch auch überall.


 

Die Grenze zwischen Diesseitswelt und Anderswelt ist erfüllt von deinen Nebeln, in denen du die Seelchen heimführst in dein Apfelgartenparadies im Schoß der Berge und unter den Seen.




Spinnenfrau, du zeigst dich uns an diesen kalten, nebeligen Novembermorgen. Die Kälte des Morgens ist jene Zeit, in der du uns die Fäden schauen läßt, die du für alle Wesen auf der Erde neu spinnst in diesen Tagen.

Nur wenn wir dich im richtigen Moment besuchen kommen, ist deine Pracht für unser Auge sichtbar. Denn wenn die Sonne durch deine Nebel bricht, werden deine Lebensfäden wieder unsichtbar für unser Auge. 





Die Tödin und die Gänsehirtin


Einmal kam die Tödin über den Fluss, wo die Welt beginnt und endet. Dort lebte eine arme Hirtin, die eine Herde weißer Gänse hütete. "Du weißt, wer ich bin, Kameradin?" fragte die Tödin. "Ich weiß, wer du bist. Du bist die Tödin. Ich sah dich oft auf der anderen Seite des Flusses, ich kenne dich so gut, daß du mir wie eine Schwester bist."

Die Tödin sagte: "Dann weißt du, daß ich hier bin, um dich zu holen und mitzunehmen auf die andere Seite des Flusses?" "Ich weiß es." Die Tödin: "Du fürchtest dich?" "Nein", sagte die Hirtin, "ich habe immer auf die andere Seite des Flusses geschaut, ich kenne sie. Nur meine Gänse werden dann allein sein." "Ach", sprach die Tödin, "eine andere Hirtin wird kommen." "Dann ist auch das so in Ordnung", sagte die Hirtin.

"Nun werde ich dir noch einige Zeit lassen. Wünsche dir etwas, was ich dir geben werde." Ach", sprach die Hirtin, "ich habe immer alles gehabt, was ich brauchte: eine Bluse, einen Rock und einiges zu essen. Mehr habe ich nie gewollt. Ich hatte ein glückliches Leben. Ich kann die Flöte spielen." Nun gut, die Tödin ging weiter, denn sie hatte noch einige andere in der Welt abzuholen, und kam nach einer Weile wieder. Hinter ihr gingen viele...

Als die Tödin der Gänsehirtin die Hand auf die Schulter legte, stand diese fröhlich auf und ging mit ihr mit, als habe sie ihre Schwester getroffen. Nur die Flöte hätte sie gerne mitgenommen, aber das war nun nicht nötig. Denn die Töne, die sie einst gespielt hatte, waren hinter dem Fluss ewig zu hören.

(Aus "Schwester TOD" von Erni Kutter)


Impressionen und Gedanken vom November 2012, übernommen von www.wildmohnfrau.at 

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