Barbara, Hoffnungsbringerin in finsterer Zeit

Heiliges Weibsbild und blütenreiche Lichtgöttin 

Die Heilige Barbara zählt zu den bekanntesten Frauengestalten der katholischen Tradition. Auf vielen Altären erscheint sie gemeinsam mit Katharina und Margarethe als eine der „Drei Heiligen Madl‘n“. Als Nothelferin wird sie besonders als Begleiterin der Sterbenden angerufen. Ihr Gedenktag wird am 4. Dezember gefeiert. Erkennbar ist sie an zwei Hauptattributen: dem Turm mit drei Fenstern und dem Kelch mit Hostie. Diese Symbole verweisen auf die Legenden, die sich um ihr Leben ranken. Geschichten, deren historische Echtheit zwar zweifelhaft ist, die jedoch ein lebendiges Volksbrauchtum geprägt haben. 

Die ältesten Erzählungen über Barbara stammen aus dem 8. Jahrhundert. Sie soll die Tochter eines heidnischen Vaters gewesen sein, der sie, um ihre Jungfräulichkeit zu bewahren und sie gegen ihren Willen zu verheiraten, in einen Turm sperrte. Während seiner Abwesenheit ließ Barbara sich heimlich taufen. Als der Vater davon erfuhr, lieferte er sie an die römischen Behörden aus. Auf dem Weg ins Gefängnis verfing sich ein Zweig in ihrem Kleid. Nach Folter und der Enthauptung durch den eigenen Vater, wie es viele Märtyrerinnenlegenden schildern, soll dieser Zweig am Tag ihres Todes in ihrer Zelle erblüht sein.   

Vorchristliche Wurzeln – Göttin im Gewand der Heiligen 

In der Gestalt der Barbara treten ältere, vorchristliche Motive in Erscheinung. Der Turm als Verbindung zwischen Erde und Himmel ist ein uraltes kulturelles Symbol, das uns in Sagen, Mythen und Märchen immer wieder begegnet. Er steht auch für erhöhte Beobachtungsplätze mit weiter Sicht in Himmel und Kosmos. 

Auch der Name Barbara verweist auf eine frühere Bedeutung, denn die Silbe „bar/bor“ bedeutet „hell, strahlend, glänzend“. Sie erinnert an die Himmels- und Lichtgöttin der Jungsteinzeit, an die „Weiße Göttin“, Hüterin der Zyklen von Wiedergeburt und Erneuerung. 

Der Kelch ist ein mythologisches Symbol des Ursprungs aus dem Weiblich-Göttlichen.

Er ist der Kessel der Wiedergeburt, aus dem Jahr für Jahr, Leben für Leben, zyklisch alles wiederkehrt. Dieses Bild findet sich in den Kultschalen der Megalithzeit ebenso wie in der „Kraxn“ der alpenländischen Frau Percht, der Wiederbringerin allen Lebens. 

Schutzpatronin und Volksbrauchtum 

Besonders eng verbunden ist Barbara mit den Bergleuten. Eine Legende erzählt, dass sich bei ihrer Flucht ein Felsen öffnete, um sie vor ihren Verfolgern zu verbergen. Darum gilt sie Schützerin jener, die „im Schoß der Erde“ arbeiten. Als himmlische Lichtbringerin wacht sie darüber, dass die Menschen aus der Dunkelheit wieder ans Licht zurückkehren. 

Bis heute lebt ein alter Volksbrauch fort: Am 4. Dezember, dem Gedenktag der hl. Barbara, werden nach alter Tradition Zweige von Obstbäumen, meist Kirschzweige, geschnitten und ins Wasser gestellt. Blühen sie am Heiligabend, gelten sie als Zeichen für Glück im kommenden Jahr oder eine bevorstehende Hochzeit. 

Hinter diesem Brauch verbirgt sich ein altes Orakel zur Wintersonnenwende. An der Anzahl der Blüten wurde auf die Fruchtbarkeit des folgenden Jahres geschlossen. Die Blüten in den dunkelsten Tagen des Jahres sind ein magisches Rufen der sich darin verkörpernden Frühlingsgöttin. Sie schenkt ihren Menschenkindern die Hoffnung, dass nach Hunger, Kälte und Dunkelheit wieder neues Leben erwachen und erblühen wird. 

 

Hl. Barbara mit dem Turm auf einer Grabplatte in der Stiftskirche Laufen an der Salzach

 Dieser Beitrag ist im November 2025 auch in den Magazinen "Salzachbrücke" und "Mittendrin", Salzburger Nachrichten - erschienen.

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