„Mariä Aufnahme in den Himmel“

Von katholischen Himmelfahrten und dem „Hohen Frauentag“ 

Die „Gottesmutter Maria“, mit allen ihren Titeln, ist die mit Abstand beliebteste Patronin katholischer Gotteshäuser. Sie lässt damit alle anderen, vorwiegend männlichen Heiligen, deutlich hinter sich. Diese „Marien-Patronate“ beziehen sich auf die aus der Volksfrömmigkeit stammenden Marientitel, denen zentrale Ereignisse aus dem Leben der „Gottesmutter“ zugrunde liegen würden, so die katholische Legendenbildung.

Das mit großem Abstand häufigste Marien-Patrozinium ist „Mariä Himmelfahrt“ am 15. August. Offiziell heißt dieses Fest „Mariä Aufnahme in den Himmel“. In der Bibel wird diese Aufnahme aber nicht beschrieben. Papst Pius XII hat 1950 die „leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel nach ihrem irdischen Tod“ als katholisches Dogma verkündet. Mariä Himmelfahrt ist das höchste Marienfest der katholischen Kirche. Ursprünglich wurde dieses Fest im Januar gefeiert, bis auf Bitten des Kaisers Mauritius am Ende des 6. Jahrhunderts der 15. August dafür bestimmt wurde.

„Patrona Mariä“ auf alten Kultplätzen

Bedeutsame Wallfahrtskirchen, die allesamt auf vorchristlichen Kultplätzen stehen, wie jene in Maria Plain, in Großgmain, am Dürrnberg, die Müllner Stadtpfarrkirche in Salzburg, auch die Kirchen von Anthering und Berndorf, sind im Salzburger Land mit dem Patrozinium „Mariä Himmelfahrt“ versehen worden. Auch im angrenzenden Rupertiwinkel ist diese Patrona u.a. in Laufen, Feldkirchen, Anger oder auch in Asten anzutreffen. 

"Mariä Himmelfahrt" - Wallfahrtskirche Maria Plain, Bergheim bei Salzburg

Der 15. August ist als „Hoher Frauentag“ mit einer Reihe von Bräuchen verbunden, die sich um die Kräuter drehen. Diesen wird in jener Zeit eine besondere Heilkraft nachgesagt. Vor allem in ländlichen Gegenden hat das kirchlich initiierte Fest „Mariä Himmelfahrt“ durch die gezielte Verlegung auf den 15. August und die damit einhergehende Verbindung mit dem Weihen der Kräuterbuschen, eine große volkstümliche Bedeutung erhalten. Auch zu diesem Festtag hat die Kirche alte, heidnische Traditionen übernommen und in ihre Dienste gestellt. Diesen vorchristlichen Brauch der Kräuterweihe zu verbieten, wie dies um 745 n. Chr. versucht wurde, war nicht möglich, da die Kräuter und das Wissen darum die Volksmedizin der Menschen waren. Sie dienten zur Abwehr von allerlei Unheil, von Krankheit über Unwetter bis zum Räuchern in den Raunächten. Deshalb wurde im Zuge der Christianisierung die Wirkung der Kräuter auf die Fürsprache Marias bei Gott zurückgeführt. Erst durch die Kräuterweihe würden die Kräfte der Natur, durch Gottes Hilfe, für den Menschen nutzbar gemacht, so die Behauptung der Kirchenmänner.

Rosen und Lilien aus dem Erdenschoss

Dazu musste in den klösterlichen Schreibstuben eine entsprechende Legende verfasst werden, um den Beginn des volkstümlichen „Frauendreißigers“ mit seinen vielfältigen Kräutertraditionen mit dem römisch-katholisch initiierten Hochfest der Aufnahme Marias in den Himmel in Verbindung zu bringen. Eine katholische Legende erzählt, dass ein wunderbarer Duft wie von Blumen und Kräutern dem Grab Mariens in dem Augenblick entstieg, in dem sie in den Himmel aufgenommen wurde. Außerdem wurde die Legende in die Welt gesetzt, dass die Apostel beim Öffnen von Marias Grab am dritten Tag nach ihrem Begräbnis statt des Leichnams duftende Blütenpflanzen in Gestalt von Rosen und Lilien sowie rundherum Heilkräuter vorgefunden hätten.

Rosen und Lilien sind uralte Symbole für den Schoss der „Dreifachen Göttin“ der Jungsteinzeit, welche mit der Gestalt der Maria christlich überformt wurde. In der Lilie begegnet uns das Schoßsymbol der weißen Frühlings- und Himmelsgöttin, die schon Jahrtausende vor der kirchlich verordneten „Himmelfahrt“ als „Kosmische Mutter“ verehrt wurde. Die Rose symbolisiert den alles Leben hervorbringenden, schöpferischen Schoß der roten Lebens- und Liebesgöttin der Sommerzeit. Und in der Höhle, welche in dieser Legende als das „Grab Mariens“ fortlebt, zeigt sich der Erdenschoss der schwarzen Transformations- und Todesgöttin der Herbst- und Winterzeit, die zyklisch alles Leben wieder zurück in ihren Erdenbauch nimmt. 

 

"Mariä Aufnahme in den Himmel" - Stiftskirche Laufen an der Salzach

Dieser Beitrag ist im Juli 2024 auch im Magazin "Salzachbrücke", Salzburger Nachrichten - erschienen.

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