Brigid, Göttin des Lichts und des Neuanfangs

Lichtmess ist Ende und Anfang zugleich. Die lange Phase der Feier des Lichtes, welche mit dem Advent begonnen hat, endet zu Lichtmess. Nun ist das Licht bereits „messbar“ gewachsen, zu Lichtmess eine ganze Stund‘! Das Licht hat nun von Neuem die Kraft, das Leben wieder zu erwecken, deshalb ist Lichtmess das erste Fest des neuen Jahreszeiten-Zyklus. Ein neues Jahr des Wachsens und des Lebens und die Zeit des leichten Seins beginnt. Das strahlende, klare Licht, das in diesen Tagen wiederkommt, bringt eine heitere, bringt uns eine „närrische“ Energie. 

Es ist die hohe Zeit der Göttin des Lichts und des Neuanfangs, ihr ist dieses Fest im Jahreslauf gewidmet. In unserem Kulturkreis erscheint die irisch-keltische Göttin Brigid als die bekannteste Lichtbringerin. Doch auch Frau Percht verkörpert in ihrem weißen Aspekt die Lichtbringerin, wie uns das vielfältige Schönperchten-Brauchtum im Alpenraum zeigt. Obwohl ihr Name (ahd. perachta für hell, glänzend) von ihrer leuchtenden Kraft kündet, ist sie in unserem heimischen Perchtenbrauchtum und in der Sagenwelt vor allem als finstere Wintergestalt erhalten geblieben. Doch sie ist auch die Schönpercht, die Kinderschenkerin, die am Ende der Raunächte beginnt, das neue Leben zurückzubringen. Ihre „Kraxn“ ist, so wieder der Kranz, ein Symbol für den, Jahr für Jahr alles Leben hervorbringenden, Erdenschoss.

Verbunden mit den geistigen Kräften der Erde und des Kosmos

Brigid ist die Göttin des Neubeginns. Sie bringt die neue Schöpfung in die Welt, denn dieses 2021 ist noch ganz jung und erst im Werden. Aus ihrem „Kessel der Inspiration“ schenkt sie uns die geistige Wiedergeburt. Es wird gesagt, dass alles Wissen, alle Musik, alle Kunst aus ihrem Kessel entsteht. Alle Wesen der Erde und auch Mutter Erde selbst werden in diesen Februarwochen von ihr neu inspiriert und eine neue Geistigkeit wird in uns geweckt. Aus den alten, vorchristlichen Ritualen rund die geistige Wiedergeburt aus dem Schoss der Göttin wurde die christliche Taufe entwickelt. Das Heidenkind sollte damit nicht mehr länger den geistigen Kräften der Erde und des Kosmos verbunden sein, sondern dem christlichen Geist zugeführt werden. Im magisch-mythischen Weltbild des Alten Volkes sind es die „Funken der Inspiration“, mit denen uns Brigid in diesen inspirierten Zustand der geistigen Wiedergeburt versetzt.

Dieses im Jahreskreis so wichtige Fest des neuen Jahreszeitenzyklus musste im Zuge der Christianisierung übernommen und umgeformt werden. Aus der weißen Himmelsgöttin Brigid wurde die christliche Maria als „Himmelskönigin“, im weißen Kleide mit lichtblauem Mantel und den Sternenkranz um ihr Haupt. Aus dem matriarchal-schamanischen Jahreskreisfest, das die Kelten als Imbolg bezeichneten, kreierten die Kirchenmänner Mariä Reinigung, aus dem in weiterer Folge Mariä Lichtmess wurde. Im Alten Testament war nach dem biblischen Gesetz des Mose bestimmt worden, dass eine Frau nach der Geburt eines Sohnes für 40 Tage als „unrein“ gilt. Hatte sie ein Mädchen geboren, wurde sie von den Kirchenmännern sogar für 80 Tage als „unrein“ erklärt. Deshalb habe Maria 40 Tage nach der Geburt von Jesus im Tempel ein Reinigungsopfer erbringen müssen. Da Jesus jedoch nicht zur Wintersonnenwende geboren wurde, sondern mit dieser Darstellung die Wiedergeburt des Sonnenkindes christlich umgedeutet wurde, kann Maria zu Lichtmess mit ihm auch nicht im Tempel zum Reinigungsritual gewesen sein. 

In Irland flechten die Kinder in den Schulen und Kindergärten am 1. Februar Brigida-Kreuze, die im Zusammenhang mit dem nahenden Frühlingsbeginn stehen. Hierzulande werden an diesem alten Festtag der Himmelsgöttin keine Sonnensymbole geflochten, sondern der Jahresbedarf an Kerzen in den Kirchen geweiht. Die Licht- und Himmelsgöttin leuchtet auf diese Weise „auf kleiner Flamme“ auch in den christlichen Kirchen weiter.

Die Wiederkehr des Frühlings ist mit der Wiederkehr des Sonnenlichts untrennbar verbunden, denn es ist das wachsende Licht und die damit verbundene Wärme, welche die Pflanzen und Tiere aus dem Winterschlaf wecken, damit sie wortwörtlich "wieder auf die Welt kommen". Dieses Wunder der Geburt aus dem Schoß der Erde zeigt sich in den Knospen der Bäume, den grünen Spitzen des Bärlauchs, im Gelb der Haselkätzchen, den Schneeglöckchen als den ersten Frühlingsblumen, begleitet vom Gezwitscher und Balzen der Vögel.

Brigid verheißt uns das neue Sonnenjahr

Es ist das Licht, das uns zu Lichtmess das neue Sonnenjahr verheißt, denn es ist der Lauf der Sonne, welcher die unterschiedlichen Jahreszeiten bringt und nicht der Mond. Deshalb sind alle acht matriarchal-schamanischen Jahreskreisfeste Sonnenfeste und somit ist auch das Fest zu Ehren der Lichtgöttin Brigid ein Sonnenfest und kein Mondfest, wie immer wieder zu lesen ist. Es ist offenkundig, dass die Jahreszeiten vom Lauf der Sonne bestimmt werden, denn Vollmond haen wir im Dezember und im Juli und doch ist zum Dezember-Vollmond Winter und zum Juli-Vollmond Sommer. Für mich mutet es deshalb etwas seltsam an, den Festtag DER Licht- und Sonnengöttin Brigid als "Mondfest" zu bezeichnen und dieses zum Februar Voll- oder Neumond zu feiern

Natürlich haben die Menschen des Alten Volkes auch die Mondin als ihre dreifache Göttin mit ihren Zyklen gefeiert. Und natürlich hat die Mondin auch Einfluss auf das Wachstum der Pflanzen auf der Erde. Doch ohne die Kraft der Sonne, welche das neue Wachstum im Frühling wieder zurück auf die Erde bringt, könnte auch die Mondin ihren Einfluss auf das Wachstum der Pflanzen nicht entfalten. 

Auch im sogenannten „Brigid-Kreuz“ zeigt sich die Sonnensymbolik. Ursprünglich wurde es aus Binsen geflochten, die als immergrüne Gräser im Februar grün leuchtend unter der schmelzenden Schneedecke hervorkommen. Dieses Symbol der Göttin Brigid ist auch als keltisches Sonnenrad oder als „Sonnenkreuz“ bekannt. In ihren Tempeln brannte immer ein Feuer, das von 19 Priesterinnen gehütet wurde. Daraus wurde das „ewige Licht“ in den katholischen Kirchen. Die Funken der Inspiration aus ihrem magischen Kessel leben bis heute als bunte Konfetti weiter, die in der Faschingszeit über uns kommen. Die „Funken-Mariechen“ gehören bis heute zu jedem Karnevalsumzug und in den „bunten Narren“ begegnet uns die Buntheit des bevorstehenden Frühlings. 

 

Lichtmess ONLINE feiern im Frauenkreis: "Der Inspiration lauschen"

Brigid-Kreuz flechten auf youtube: "Ein neues Jahr des Wachsens und des Lebens beginnt"

Weiberfasnacht "online" am Unsinnigen Donnerstag: "Von weiblichen Eigenheiten und eigenartigen Weibaleit" 

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Kommentare

  1. Liebe Renate, vielen Dank für diesen "erhellenden" Artikel.
    Und ein besonderer Dank für die Aufklärung der Verwirrung um die Sonnen- und Mondfeste.
    Ich schätze deine Arbeit und dein Wirken sehr sehr sehr!

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    1. Renate Fuchs-Haberl30 Januar, 2023 17:27

      Danke Dir für Deine bestärkenden Worte zu meinem Beitrag und meinem Tun!

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