Erde und Himmel feiern „Heilige Hochzeit“
Von der „Sunnawend“ und dem „Allerheiligsten“
Zur Sommersonnwendzeit zeigt uns die Erde Wachsen, Blühen und Fruchten zur gleichen Zeit. Sommerlich blau präsentiert sich die Weite des Himmels, durchzogen von schatten- und regenspendenden Wolken. Die meist noch kalten Mainächte sind vergangen und die sommerliche Hitze ist noch nicht ins Land gezogen. Die Wochen rund um den Sommerbeginn sind eine paradiesische Zeit, in der sich die Natur in vollendeter Harmonie entfaltet.
In den alten Mythen heißt es, dass Erde und Himmel jetzt die
„Heilige Hochzeit“ feiern. Es ist ihre „Hohe Zeit“. Das Licht des Himmels ist
nun voll entfaltet und durchdringt in Gestalt der Wärme des Sonnenlichtes alles
auf der Erde. Es kommt „auf die Erde herab“. Die Erde erscheint in ihrer
höchsten Schönheit und Lebenskraft, die noch kein Verwelken kennt. Und doch
liegt in diesem Höhepunkt des Lichts zu „Sunnawend“ schon der Keim der
Dunkelheit, denn mit dem längsten Tag und der kürzesten Nacht im Sonnenjahr
werden die Tage für dieses Jahr stetig wieder ein klein wenig kürzer.
Die Liebes-Kraft hält die Welt zusammen
Die keltische Bezeichnung für das Sommersonnwendfest ist
„Litha“, dies bedeutet „Liebe“. Damit ist die umfassende, schöpferische Kraft
des Eros gemeint, die alles hervorbringt und nicht jene patriarchal-christliche
Reduzierung auf die „sündige“ Sexualität oder die vergeistigte, körperlose
Liebe. Die Eros- oder Liebes-Kraft, welche die rote Lebens- und Liebesgöttin uns
schenkt, verbindet alles. Sie bewirkt, dass Unterschiedliches sich anzieht und
hält damit „die Welt zusammen“, so das matriarchal-schamanische Weltbild.
In den vorchristlich-matriarchalen Kulturen wurde die
Sommersonnenwende als das Fest der „Heiligen Hochzeit“ gefeiert. Damit war
jedoch nicht die Hochzeit eines einzelnen Menschenpaares gemeint, sondern die
kosmische Hochzeit von Himmel und Erde, in der sich alle Polaritäten in einem
harmonischen Zusammenspiel vereinigen. In der mitteleuropäischen Mythologie ist
es die Göttin Holda, die rote Gestalt von Frau Holle, die mit ihrem himmlischen
Heros-Geliebten diese für den Fortbestand der Welt so wichtige Zeremonie
begeht.
Der Himmel kommt auf die Erde herab
Mit zahlreichen Prozessionen feiert die katholische Kirche, kurz
vor der Sommersonnenwende, das Fest „Fronleichnam“. Die „Himmelträger“ tragen
dabei den als „Himmel“ bezeichneten Baldachin über die Felder und Flure, durch
die Dörfer und Städte. Unter diesem hält der Pfarrer die Monstranz mit dem
„Allerheiligsten“ in seinen Händen. Auch im christlichen Kirchenjahr kommt also
„der Himmel auf die Erde herab“. In den Flur-Prozessionen begegnen sich auf
diese Weise bis heute Himmel und Erde, auch wenn es die „Heilige Hochzeit“ als
großes Volksfest zur Sommersonnenwende in unserer Region seit der christlichen
Missionierung Europas nicht mehr gibt.
Als „Allerheiligstes“ wird bei den Fronleichnams-Prozessionen
die zum „Leib Christi“ gewandelte Hostie angebetet. Sie wird in der Monstranz
präsentiert, welche eigens dafür entwickelt wurde, um den „Leib Christi“ bei
den Fronleichnams-Prozessionen mitführen und zeigen zu können. Das Lateinische
„monstrare“ bedeutet zu Deutsch „zeigen“. Die Bezeichnung „Fronleichnam“ stammt
vom mittelhochdeutschen „Vron“ für „Herr“ und „licham“ für „lebendiger Leib“
ab.
Im matriarchal-schamanischen Weltbild ist das „Allerheiligste“, das es für eine Gesellschaft geben kann, das junge Leben in Gestalt der Menschenkinder, denn ohne Kinder, ohne nächste Generation, hat keine Kultur eine Zukunft. Dieses neue Leben entsteht und zeigt sich, auf natürliche Weise, in der weiblichen Gebärmutter. Wie anders würde unsere Welt aussehen, wenn wir Menschen wieder die Kinder und die Frauen, welche diese Kinder schenken, als das „Allerheiligste“ anbeten und verehren würden?
Dieser Beitrag ist im Juni 2023 auch im Magazin "Salzachbrücke", Salzburger Nachrichten - erschienen.
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